Aeppli, Gottlieb (1887–1962)

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Aeppli, Gottlieb (1887–1962)

Portrait von Aeppli, Gottlieb (1887–1962)
Portrait von Gottlieb Aeppli (1887–1962), undatierte Aufnahme

Vor­name: Gottlieb
Nach­name: Aeppli
Allianz­name: Stiefel
Ge­schlecht: männlich
Geburts­datum: 21. März 1887
Geburts­ort: Wernetshausen (Hinwil)
Todes­datum: 21. September 1962
Todes­ort: Rüti ZH
Beruf: Uhrmacher

Gottlieb Aeppli (geb. 21. März 1887 in Wernetshausen (Hinwil); gest. 21. September 1962 in Rüti ZH). Er war ein Uhrmacher mit Wohnhaus und Werkstatt im Dorfzentrum.



Leben

1887 Gottlieb Aeppli wird am 21. März im Stampf in Wernetshausen geboren, wo sein Vater der dortigen Baumwollzwirnerei als Geschäftsleiter vorsteht.[1]

Gottlieb Aeppli absolviert die hiesigen Schulen und erlernt hernach in Horgen den Uhrmacherberuf. [1]

1907 Nach einer anschliessenden Ausbildungszeit kehrt er in seine Heimatgemeinde Hinwil zurück und eröffnet in seinem Heim an der der Dürntnerstrasse ein eigenes Uhren- und Bijouteriegeschäft. Seine Eltern ziehen zu ihm ins Dorf hinunter und unterstützen ihn im Geschäft.[1]

1932 Gottlieb Aeppli und Martha Stiefel (geboren am 1. Juli 1887) heiraten. Beide sind bei der Heirat 45 Jahre alt. Die Ehe bleibt kinderlos. Martha löst ihre Schwiegereltern im Geschäft ab. [2]

1962 Am 21. September verstirbt Gottlieb Aeppli nach einem zweiwöchigen Aufenthalt im Kreisspital Rüti. [1]

1970 Am 14. November verstirbt Martha Aeppli, geborene Stiefel. [3]

1975 Das Haus an der Dürntnerstrasse wird abgerissen. An seiner Stelle steht heute das Zentrum Hinwil (Dürntnerstrasse 19).

Erinnerungen an Gottlieb Aeppli von Zeitgenossen

Von Arthur Müdespacher (geboren 1916) und seiner Ehefrau Elsie Müdespacher

«Sein Heim an der Dürntnerstrasse war ein grosses zweistöckiges Haus. Zum Haus gehörte ein Garten mit Schopf und Zwetschgenbaum. Jugendliche stiegen gerne über den Hag und bedienten sich an den Früchten. Erwischte sie Aeppli, schickte er sie weg mit dem Hinweis, er wolle auch noch etwas für sich.

Im Hochparterre war die Uhrmacherwerkstatt eingerichtet. Über eine Aussentreppe erreichte man die Werkstatt, die zugleich Laden war. Seine Frau Martha Aeppli-Stiefel hatte sich eine Stickmaschine am Fenster in der Werkstatt eingerichtet. Die Werkbank von Gottlieb stand als Ladentisch mittendrin mit allen nötigen Utensilien. Aeppli richtete und flickte vor allem Tischuhren und alles, was grösser war. Armbanduhren brachte er nach Zürich zur Reparatur.

Jeden Samstagvormittag begab er sich mit Schraubenzieher und Ölkanne zur Kirchturmuhr und richtete sie. Die Besorgung der Turmuhr unserer reformierten Kirche Hinwil war Gottlieb Aeppli während fast einem halben Jahrhundert von der Gemeinde anvertraut. Diesen Posten versah er mit seltener [aussergewöhnlicher] Pünktlichkeit in Anerkennung der Gemeinde. Die ‹richtige Zeit› für die Turmuhr holte er sich jeden Morgen an der Bahnhofsuhr und warf bei dieser Gelegenheit auch einen Blick auf die Wetterstation im Garten des Restaurants Neuhof.

Gottlieb Aeppli war ein äusserst sparsamer Mann. Zum Milchmann sagte er einmal, er brauche vorläufig keine Milch, er habe ja noch genug Kamille. Oft kochten auf dem Öfeli in der Werkstatt Würstli oder Öpfelmus. Er war auch ein Geniesser: Regelmässig konnte man ihn mit dem Postkörbli sehen, wie er beim Beck Knecht (heute Steiner) Patisserie holte.

Er war aber auch ein vorsorglicher Mann. Nach seinem Tod fand man im Estrich Harasse voll Waschmittel und Milchschokolade. Er war [zur Kriegszeit] immer bereit zur Evakuation. Rucksack und Koffer waren bereitgestellt.

Er war auch ein interessierter Mann: In keinem Jahr verpasste er das Flugmeeting in Dübendorf. Mit dem Velo, eine Kiste auf dem Gepäckträger, fuhr er am Morgen los. Da er ein kleiner Mann war, wusste er sich zu helfen.»[2]

Von Arthur Müdespacher (geboren 1944)

Auch Arthur Müdespacher erinnert sich an Erzählungen seines Vaters Rudolf Müdespacher (geb. 1908) im Zusammenhang mit Gottlieb Aeppli. Er ist der Neffe von Arthur Müdespacher (geboren 1916, siehe weiter oben). Arthur wohnte früher an der Oberdorfstrasse 20 (heute Lätsch Treuhand AG).

«Jeden Abend hat Gottlieb Aeppli alle seine Uhren und den Schmuck aus den beiden Schaufenstern entfernt und in seinem Schlafzimmer im oberen Stock in einem abschliessbaren Schrank über Nacht aufbewahrt. Jeweils am Morgen wurden alle Stücke wieder in den beiden Schaufenstern zur Präsentation ausgestellt.

Mein Urgrossvater, Gottlieb Müdespacher (geboren 30.12.1848), war der Götti von Gottlieb Aeppli. Als Bub trat Gottlieb Aeppli jedes Jahr am 30. Dezember zur Melkzeit pünktlich morgens um 7.00 Uhr und bei jedem Wetter in den Stall von Gottlieb Müdespacher, um seinem Götti zum Geburtstag zu gratulieren.

Mein Vater, Rudolf Müdespacher (geboren 1908), ging immer wieder mit Gottlieb Aeppli in die Berge. Bei einem Ausflug mit weiteren Bekannten, auf der Bergfahrt mit der Seilbahn von Niederurnen auf das Hirzli, musste Gottlieb Aeppli einen schlimmen ‹Chnüschnapper› eingefangen haben. Seine Frau Martha sagte am Abend zu Gottlieb, er solle das nächste Mal lange Unterhosen anziehen!

Einmal musste Gottlieb Aeppli für einige Tage ins Spital Rüti ZH einrücken. Bei seiner Rückkehr nach Hause sagte er unter Tränen, dass er noch nie in seinem Leben so gut gegessen hätte wie dort.» [4]

Von Max Spörri, Jahrgang 1916, Pfäffikon ZH

«Familie Spörri, wohnhaft in Russikon, war mit dem Ehepaar Aeppli verwandt: Max Spörris Mutter, Ida Spörri-Müdespacher, Schwester von Rudolf Müdespacher, ist im Gebäude des jetzigen Ortsmuseum aufgewachsen. Frau Martha Aeppli war ihre Gotte.

Als 1925 - Max Spörri wohnte damals in Hittnau - der Regulator [eine kastenförmigen Pendelwanduhr] in der Stube von Familie Spörri den Geist aufgab, wurde Gottlieb Aeppli benachrichtigt. Er kam mit Velo und Rucksack angereist, schaute die Uhr an und nahm sie zur Reparatur mit nach Hinwil.

Rasch hatte Aeppli den Grund für das Stillstehen der Uhr herausgefunden: Eine Spinne hatte sich im Getriebe eingenistet und ein Zahnrädchen blockiert. Nach dem Entfernen des Verursachers lief die Uhr wieder. Im Rucksack transportierte sie Gottlieb Aeppli mit dem Velo zurück nach Russikon. Dort angekommen, beklagte er sich, die Strasse von Pfäffikon nach Russikon sei grob gekiest gewesen: Er habe aufpassen müssen, dass er mit der geflickten Uhr im Rucksack nicht gestürzt sei. Der Regulator hat noch lange Zeit wieder richtig funktioniert.»[5]


Von Frieda Hartmann-Feurer

«1953 durfte ich das Jahrheft der Antiquarischen Gesellschaft der Bevölkerung von Hinwil anbieten und verkaufen. Pro verkauftes Heft bekam ich 25 Rappen. Mein grosser Wunsch als Achtklässlerin war es, eine Armbanduhr zu besitzen. Von meinen Eltern erhielt ich die Erlaubnis, mit dem verdienten Geld eine Uhr zu kaufen. Es war naheliegend, die Uhr bei Gottlieb Aeppli auszusuchen. Die Einnahmen von 25 Rappen pro verkauftem Heft waren aber nicht so gross, dass es ganz für ein Ührchen gereicht hätte. Dank meinen Eltern, die mir das Geld schenkten, das mir noch gefehlt hatte, wurde ich aber stolze Besitzerin der ausgesuchten Uhr (die immer noch existiert). Es ist mir noch in Erinnerung, wie beeindruckt ich war, was es im Uhrenladen von Gottlieb Aeppli alles zu sehen gab.

Von Gottlieb Aeppli erzählte man sich, dass er, wenn eine Kundin oder ein Kunde das Ausgesuchte einpacken liess, höflich fragte, ob man den Zipfel des Päcklis nach oben oder nach unten gefaltet wünsche.

Meine Mutter diente bei Tierarzt Dr. Honegger, dessen Garten an den Garten von Gottlieb Aeppli grenzte. Das Ehepaar Aeppli war damals schon etwas betagt. Um die Treppe zum Hauseingang zu wischen, halfen sich die beiden. Eines hielt die Kotschaufel, das andere wischte Tritt um Tritt mit dem Wischerlein die Treppe sauber.

Einmal hätten die Nachtbuben [Jugendliche, die in der Nacht umherschweiften und manchmal Unsinn trieben] Aepplis ein Gutenacht-Ständli gesungen mit der Melodie Durs Oberland uf, durs Oberland ab. Die Strophe lautete: ‹De Gottlieb Aeppli hät d Martha im Arm, de Gottlieb isch selig und d Martha git warm.›

In der Nachkriegszeit kamen Flüchtlingskinder in die Schweiz. Aus Mülhausen waren drei Schwestern nach Hinwil gebracht worden. Die Älteste, Jacqueline Schweizer (oder Schweitzer?) wurde unserer Familie Feurer-Wenger zugeteilt. Susanne, die jüngste, durfte bei Herrn und Frau Aeppli wohnen. Es wurde erzählt, dass Aepplis ein Schachtelkäsli in drei Teile teilten, damit Jedes ein Stück erhielt. Bei Bedarf wurde ein zweites Käsli geteilt. Susanne hatte aber Langezeit ohne die andern Schwestern. Man fand eine gute Lösung: Das Kind durfte zur Familie Dr. Vontobel, die bereits die mittlere Schwester aufgenommen hatte.»[6]

Fotografien

Bilder zu «Aeppli, Gottlieb (1887–1962)»:

Siehe auch

Unterlagen im Archiv Ortsgeschichte Hinwil

  • Personendossier Gottlieb Aeppli
  • Objekte aus Gottlieb Aepplis Werkstatt im Schaulager des Ortsmuseums

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Ohne Autorenangabe (1962): Nachruf auf Gottlieb Aeppli im Zürcher Oberländer vom 24. September 1962.
  2. 2,0 2,1 Ohne Autorenangabe, ohne Datum: Erinnerungen an Gottlieb Aeppli von Elsie und Arthur Müdespacher. Dokument im Personendossier Gottlieb Aeppli im Archiv Ortsgeschichte Hinwil. Freigegeben für Hinwilpedia von Arthur Müdespacher (geboren 1944).
  3. Ohne Autorenangabe (1973): Schluss-Teilrechnung über den Nachlass der Ehegatten Aeppli vom 26.01.1973. Dokument im Personendossier Gottlieb Aeppli im Archiv Ortsgeschichte Hinwil.
  4. Müdespacher, Arthur, geboren 27. April 1944: Telefongespräch und E-Mail-Korrespondenz vom Januar 2025 mit Mario Cometti von der Arbeitsgruppe Hinwilpedia.
  5. Egli, Susanne (2008): Ohne Titel. Notizen zu einem Telefongespräch mit Max Spörri vom 21. Oktober 2008. Dokument im Personendossier Gottlieb Aeppli im Archiv Ortsgeschichte Hinwil.
  6. Hartmann-Feurer, Frieda (ohne Daum): Notiz ohne Titel mit der Autorenangabe Frieda Hartmann-Feurer, Bretzwil. Dokument im Personendossier Gottlieb Aeppli im Archiv Ortsgeschichte Hinwil.
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