Objekt:Puppe mit Schlafaugen
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«URSINA - meine Geschichte – aufgeschrieben von Eva Künzi, Hinwil 2024.
Ich bin ca. 120 Jahre alt und heisse Ursina. Am Anfang meines Daseins, durfte ich bei Familie Iselin-Vischer, an der Gartenstrasse 95 in Basel, eine wunderschöne Zeit verbringen. Adele, die kleine Tochter der Familie, bekam mich als Spielkameradin. Ich wohnte in einem vornehmen Haus und ich bin eine vornehme Puppe. Ich habe schöne echte Haare und blaue Schlafaugen. Ich besitze viele schöne Kleidchen, passend zu jeder Gelegenheit. Auch ein Regenschirmchen und ein Hütchen und sogar ein Thek gehören zu mir. Adele hat mich geliebt und sie fand es schön, mit mir zu spielen und mich immer wieder umzuziehen. Das war eine wunderschöne Zeit. Ich war glücklich. Aber Adele wuchs heran und wurde älter. Plötzlich hatte sie andere Interessen, als mit mir zu spielen. Das Dienstmädchen namens Frieda, hat ganze zehn Jahr bei Familie Iselin gearbeitet und gehörte schon fast ein wenig zur Familie.
Als Adele erwachsen war, verband sie mit Frieda eine lebenslange Freundschaft. Adele hat nach St.Gallen geheiratet. Vier Kinder entstanden aus dieser Ehe. Die jüngste Tochter heisst Bettina. Sie bekam mich ebenfalls als Spielgefährtin, nachdem schon ihre Schwestern Eva und Verena mit mir gespielt haben. Doch Bettina hatte keine Lust, mit mir zu spielen. Ich war ja schon eine fertig eingekleidete Puppe mit allem Drum und Dran. Sie wollte viel lieber eine Babypuppe haben. So eine, wie ihre ältere Schwester eine bekam, bevor Bettina geboren wurde. Also landete ich bei der Tochter von Frieda, die ebenfalls Eva heisst. Damals war es noch das kleine Eveli, das so liebend gerne mit mir spielte. Ich hatte es auch schön, im Chalet an der Schopfhaldenstrass 15 in Hinwil. Ich wurde liebevoll und freundlich behandelt. Bettina und Eveli sind seit ihrer frühesten Jugend befreundet, So, wie ihre Mütter, verbindet sie beide eine schöne langjährige Freundschaft.
Auch Eveli wurde erwachsen und spielte nicht mehr mit mir. Aber ich hatte immer einen schönen Platz im Haus. Aus Eveli wurde Evi und später Eva. Sie hat geheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter bekommen. Die Tochter heisst Pascale. Sie spielte immer gerne mit Puppen und sie spielte auch sehr gerne mit mir. Es war eine schöne Zeit. Auch Pascale wurde erwachsen und lange Zeit spielte leider niemand mehr mit mir.
Trotzdem durfte ich immer an einem schönen Ort sitzen und am Alltagsleben der Familie teilhaben. Später hat mich Pascale zu sich geholt. Ich durfte es auch bei ihr schön haben. Leider hat sie jetzt in ihrer neuen viel kleineren Wohnung keinen Platz mehr für mich. Ich kam wieder zurück ins Haus von Eva. Irgendwann bin ich dann einmal auf den Boden gefallen und mein Gesicht bekam einen Sprung. Eva und ich waren sehr traurig. Auch meine braunen Haare bleichten aus. Jetzt bin ich alt und nicht mehr alle meine vielen Kleider sind auffindbar. Sie sind im Laufe der vielen Jahre verloren gegangen. Inzwischen ist Eva über achtzig Jahre alt geworden. Deshalb hat sie sich Gedanken gemacht, was mit mir geschehen soll. Da Pascale keine Kinder hat, wird niemand mehr mit mir spielen. Eva möchte nicht, dass ich achtlos weggeworfen werde, wenn sie nicht mehr da ist. Deshalb hat sie im Ortsmuseum angefragt, ob sie mich aufnehmen möchten. Als die Zusage kam, haben wir uns beide sehr gefreut. Es ist schön und ich bin dankbar, dass ich jetzt meinen letzten Lebensabschnitt im Ortsmuseum Hinwil verbringen darf.»
Quelle: Eva Künzi-Michel, Dezember 2024, Notiz zur Puppe mit Schlafaugen.