Panczer, André (1935)

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Panczer, André (1935)

Portrait von Panczer, André (1935)
Portrait von André Panczer 1943 im Alter von 8 Jahren

Vor­name: André
Nach­name: Panczer
Ge­schlecht: männlich
Geburts­datum: 17. September 1935
Geburts­ort: Paris, Frankreich
VIAF: Kennung des Eintrags zur Person im „Virtual International Authority File (VIAF)“. 262334243

André Panczer (geb. 17. September 1935 in Paris, Frankreich). André Panczer verbrachte zur Zeit des 2. Weltkriegs 18 Monate als Flüchtlingskind in Hinwil und pflegte danach jahrzehntelang den Kontakt mit der Familie, die ihn damals aufnahm.



Leben

1935 André Panczer wird am 17. September in Paris als Sohn jüdischer Eltern geboren. Sein Vater stammt aus Ungarn, seine Mutter aus Polen. [1]

1940 André ist fast fünf Jahre alt, als die Deutsche Wehrmacht in Frankreich einmarschiert. Familie Panczer flieht zu Fuss in Richtung Orléans (etwa 100 Kilometer) und kehrt nach dem Waffenstillstand nach Paris zurück. [2]

1942 Die Familie wird über ihre drohende Verhaftung informiert und flieht in den kleinen Ort Prayssac im unbesetzten Süden von Frankreich . [3] Dort besucht André die Dorfschule. [4]

1943 Im April geht die Flucht weiter nach Nizza. Die Stadt ist italienisch besetzt und Panczers erhoffen sich dort mehr Sicherheit. Als die italienische Armee vor den Alliierten kapituliert, befürchten die Eltern, von den vorstossenden Deutschen gefangen zu werden. Sie übergeben André einer Gruppe von Mitgliedern der Zionistischen Jugendbewegung. Die jungen Leute begleiten jüdische Kinder auf ihrer Flucht in die Schweiz. [3] Am 21. September überquert André zusammen mit einem Dutzend anderer Kinder bei Nacht den kleinen Grenzfluss Arve. Es gelingt ihnen, den Stacheldraht am Schweizer Ufer zu unterkriechen. Angeführt wird die Gruppe von einem zwölfjährigen Mädchen. Ein Grenzwächter entdeckt die Kinder und bringt sie auf einen Wachtposten. Später wird André von den Schweizer Behörden befragt und offiziell interniert. Er ist acht Jahre und zwei Monate alt. Am 16. Dezember kann André das Flüchtlingslager verlassen. Mit dem Zug erreicht er Wetzikon und trifft dort Irma Bosshard-Schmid. Bei ihr und ihrem Ehemann Heinrich Bosshard (1914 – 2014) wohnt André nun in Hinwil im Haus Sonnenberg (heute Ringwilerstrasse 10). Das Ehepaar ist frisch getraut und kinderlos. [4]

1./2. Klasse Hinwil 1944. André Panczer steht in der 2. Reihe von oben als 3. von links

1944 André besucht die 1./2. Klasse bei Lehrerin Martha Hürlimann im Hinwiler Dorfschulhaus. Er fühlt sich bei seinen Pflegeeltern «Tante Irma und Onkel Henri» wohl. Die Familie unternimmt Ausflüge. Einmal wandern sie von Hinwil nach Uster, überqueren den Greifensee mit dem Schiff und erklimmen den Pfannenstiel. Nach der Mittagsrast wandern sie weiter bis zum Zürcher Zoo. Für den Heimweg nehmen sie zu Andrés Erleichterung den Zug. [4]

1945 Am 8. Mai endet der zweite Weltkrieg in Europa. André kehrt einen Tag darauf nach Paris zurück zu seinen Eltern. Sie haben die Verfolgung überlebt, während viele ihrer Verwandten nicht aus den deutschen Konzentrationslagern zurückgekehrt sind. Andrés Vater ist ein einem Arbeitslager krank geworden und stirbt kurz nach der Rückkehr seines Sohnes. Er ist nun elf Jahre alt. Nach dem Krieg besucht André Panczer die Bosshards fast jeden Sommer in Hinwil. [4]

1997 Vereinigungen entstehen, die das Andenken an die über 11'000 jüdischen Kinder erhalten wollen, die zwischen 1942 und 1944 in Frankreich deportiert wurden und die deutschen Lager nicht überlebten. André Panczer engagiert sich ebenfalls in diesen Organisationen und tritt in Schulen als Zeitzeuge auf. [5]

Artikel Kinderhilfe 2. Weltkrieg

2010 Das Ortsmuseum Hinwil zeigt eine Sonderschau zum Thema: 1939–1945: Die Kriegsjahre aus ziviler Sicht. Neben anderen Kindern, die damals in Hinwil Zuflucht fanden, wird auch André Panczer vorgestellt.[6]

2020 Am 3. Dezember interviewt Dr. Hannah Starmann André Panczer für ein Projekt des United States Holocaust Museum. Das Gespräch wird in französischer Sprache geführt, dauert gut zwei Stunden und ist im Internet verfügbar (siehe Einzelnachweise). [2] Die HEP Vaud (Pädagogische Hochschule Waadt) gibt eine App heraus für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe: «Fuir la Shoa». Es werden fünf Zeitzeugen portraitiert in kurzen Filmen. Dazu gibt es Unterlagen für die Lernenden. Zu den Portraitierten gehört auch André Panczer. [1]

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Fotografien

Bilder zu «Panczer, André (1935)»:

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 HEP Vaud (2019) André Panczer. Filmportrait (ca. 25 min), erstellt von der Pädagogischen Hochschule Waadt im Rahmen des Programmes «Fuir la Shoah». Unter dem Titel «Ma rencontre avec des témoins» stehen fünf Filmportraits von Zeitzeugen zur Verfügung - darunter auch das von André Panczer. https://www.fuir-la-shoah.ch/les-temoins/, aufgerufen am 27. Juli 2024.
  2. 2,0 2,1 https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn723360 Oral History Interview des United States Holocaust Memorial Museum mit André Panczer, aufgerufen am 27. Juli 2024. Über seine Zeit in Hinwil spricht André Panczer ab 1:30'.
  3. 3,0 3,1 HEP Vaud (2019) André Panczer. Kurzbiografie mit Illustrationen, erstellt im Rahmen des Programmes «Fuir la Shoah». Unter dem Titel «Ma rencontre avec des témoins» stehen fünf Portraits zum Herunterladen als PDF zur Verfügung - darunter auch das von André Panczer. https://www.fuir-la-shoah.ch/wp-content/uploads/2021/11/fuir_shoah_andre_panczer_biographie.pdf, aufgerufen am 27. Juli 2024.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Panczer, André (2008): Je suis né dans l'Faubourg Saint-Denis ... André Panczers Erinnerungen, ergänzt mit Fotos und Dokumenten. Das Buch ist verfügbar im Archiv Ortsgeschichte.
  5. https://comejdfrance.wordpress.com/historique/. aufgerufen am 27. Juli 2024.
  6. Artikel aus der Gemeindezeitung TOP Hiwil, Nr. 196, Seite 50, zur Sonderausstellung 2010.
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