Das «Löwen»-Wirtshausschild am Ortsmuseum

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Eines der Wahrzeichen des Ortsmuseums Hinwil ist das historische Wirtshausschild mit dem goldenen Löwen an der Hausecke links des Haupteingangs. Um 1810 geschaffen, hat es eine bewegte Geschichte mit teilweise unklaren bis legendären Zwischenstationen hinter sich – und erstrahlt seit der Renovation von 2018 in neuem Glanz.

Chronologie

Um 1810 wird das Wirtshausschild hergestellt für die Hinwiler Taverne Löwen an der Walderstrasse 31. [1] Später befindet sich ein Lokal mit dem Namen Löwen an der Dürntnerstrasse. Es gehört ab 1874 dem Fabrikanten J. H. Schätti. [2]

Nach der Schliessung der Wirtschaft Löwen kommt das Schild angeblich zu einem Alteisenhändler ins Schaffhausische. Dort soll es nach mündlichen Zeugenberichten ein Rebhäuschen geziert haben. Eine anlässlich der Renovation von 2018 festgestellte Beschädigung des Löwen soll Folge des irrtümlichen Bombardements von Schaffhausen durch die alliierten Streitkräfte am 1. April 1945 sein. [1] In den 1950er-Jahren soll ein «beherzter Hinwiler» den Löwen gekauft und ins Ortsmuseum gebracht haben. [3]

1957 Nach der Renovation des Ortsmuseums ziert das Schild mit dem Löwen das Gebäude. [4]

2004 Der Löwe erhält eine Renovation durch Malermeister und GOH-Vorstandsmitglied Karl Birrer (siehe Foto).

2018 Henning Gietenbruch, Vorstandsmitglied der Gemeinnützigen Gesellschaft Bezirk Hinwil (GGBH), fällt der lädierte Zustand des Wirtshausschildes auf, und er regt zu dessen Renovation an. Koordiniert wird das Ganze von Heinz Copat, einem damaligen Vorstandsmitglied des Ortsmuseums Hinwil. [1]

Renovation von 2018

Heinz Copat, 6. Juli 2018

Bei der Renovation wird das ganze Tragegestell des Wirtshausschildes sandgestrahlt, und anschliessend müssen einige der durchgerosteten goldenen Rosetten vollständig ersetzt werden. Die Neuvergoldung mit 23.75-karätigen Blattgold von 1/8000-Millimeterdicke des aus Zinn gegossenen Löwen übernimmt Sylvia Fontana von der spezialisierten Firma Fontana & Fontana AG in Rapperswil. [1]

Es wird auch Freiwilligenarbeit geleistet: So etwa übernimmt der derzeitige Präsident der Gesellschaft Ortsmuseum Hinwil, Ueli Looser, die fachgerechte Demontage und, nach Abschluss der Renovationsarbeiten, die Wiedermontage des Wirtshausschildes. [1]

Am 6. Juli 2018 wird die erfolgreiche Renovation des Wirtshausschildes von den Beteiligten mit einem Apéro vor Ort gefeiert.

Heinz Copat zieht das Fazit: «Der Löwe ist empfindlich, und ich würde ihn fast ein kleines Hinwiler Heiligtum nennen.» [1]


Hintergrund: Das Symbol des Löwen

(Text von Barbara Tobler, Kunsthistorikerin/Historikerin)

Seit der Antike gilt der Löwe, der König der Tiere, als Symbol von Macht, Kraft und Stärke, als Herrscher- und Sonnensymbol, zudem als Tier der Dämonenabwehr. Auch in der Bibel wird der Löwe häufig erwähnt; ein Löwe ist das Attributstier des Evangelisten Markus und des heiligen Hieronymus (Kirchenvater des 4. Jh.).

Löwendarstellungen sind allgemein so verbreitet wie beliebt und zeigen das Raubtier in zahlreichen Zusammenhängen: oft als Herrscher- und Majestätssymbol in vielerlei Formen, so etwa als Türwächter, oder in der Heraldik als Wappentier oder Schildhalter. Auch das Zürcher Wappen zeigt einen Löwen als Schildhalter, erstmals Ende des 15. Jahrhunderts. Gezeigt werden ausschliesslich männliche Löwen, dies aufgrund ihrer imposanten Erscheinung mit der Löwenmähne.

Das Hinwiler Wirtshausschild ist hierfür ein typisches, auch sehr markantes Beispiel: Der seit der Renovation von 2018 in frischem Goldglanz erstrahlte Löwe zeigt sich als dynamisches Kraftpaket mit offenem, brüllendem Maul, die vier Beine in Schrittstellung, mit in S-Form stilisiertem, hoch erhobenem Schwanz und einer goldenen Kugel unter der vorderen linken Pranke als Symbol für (weltliche) Herrschaft. Als goldener Abschluss nach oben und aussen präsentiert der Löwe sich auf zweistufigem rechteckigem schwarzen Sockel.


Fotos

Bilder zu «Das «Löwen»-Wirtshausschild am Ortsmuseum»:

Presse

  • Klaus, Xenia, (2018): Die Löwen-Legende von Hinwil. Artikel in der Lokalzeitung Zürcher Oberländer vom 19. Juli 2018.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Klaus, Xenia (2018): Die Löwen-Legende von Hinwil. Artikel in der Lokalzeitung Zürcher Oberländer vom 19. Juli 2018.
  2. Haas, Erwin (1994): Glanz und Niedergang der Zältlifabrik Schätti. Süssbitter: Die Geschichte der Hinwiler Zuckerfabrik. Heimatspiegel Nr. 9/September 1994. Illustrierte Beilage zum Zürcher Oberländer. Wetzikon. 8 Seiten.
  3. Schild vom Schrotthändler zurückgekauft. Vierte Folge des ZO-Fotowettbewerbs. Artikel in der Regionalzeitung Zürcher Oberländer vom Mai 1990.
  4. Ruf, Kurt (1957): Das Orts- und Bauernmuseum Hinwil. 8 Seiten A4. Archiv Ortsgeschichte Hinwil.
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