Walder, Albert (1923–2007)

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Walder, Albert (1923–2007)

Portrait von Walder, Albert (1923–2007)
Portrait von Albert Walder auf dem Pizzo Lucendro, 1982

Vor­name: Albert
Nach­name: Walder
Allianz­name: Kleeb
Ge­schlecht: männlich
Geburts­datum: 1923
Todes­datum: 2007
Beruf: Fotograf, Mechaniker
VIAF: Kennung des Eintrags zur Person im „Virtual International Authority File (VIAF)“. 79486395
GND: Kennung des Eintrags zur Person in der „Gemeinsamen Normdatei (GND)“. 123744830
Wikidata: Kennung des Eintrags zur Person bei „Wikidata“. Q109854512

Albert Walder (geb. 1923; gest. 2007). Albert Walder wuchs in Hadlikon auf, lernte Mechaniker und engagierte sich als junger Mann politisch. Nach Aufbau-Einsätzen in Osteuropa baute er in Hinwil ein Fotofachgeschäft auf und wurde dabei von seiner Familie tatkräftig unterstützt. Albert Walder dokumentierte während Jahrzehnten den Alltag in der Gemeinde und in der Region. Seine ausdrucksvollen Bilder sind einmalige Zeitdokumente.



Leben

1923 Albert Walder wird in Hadlikon geboren. Er ist der jüngste von drei Söhnen seiner Eltern Jean und Elise Walder. Vater Jean ist der erste Sozialdemokrat im Gemeinderat von Hinwil und Kantonsrat von 1929 bis 1938. Die Familie führt den Coop-Laden (Arbeiter-Konsum) in Hadlikon. Schon als Primarschüler experimentiert Albert Walder mit Fotoapparaten.[1]

1934 In der Schweiz kommen neue Münzen in Umlauf. Die Firma Agfa nimmt das zum Anlass, ihre Zelluloidfilme zu lancieren. Für einen alten Fünfliber erhält man eine entsprechende Kamera. Alberts älterer Bruder besorgt sich eine und schenkt sie ihm später.[1]

1939 Albert Walder beginnt eine Lehre als Elektromechaniker in Basel und wohnt bei seiner Tante. Sein Stundenlohn beträgt 20 Rappen. Albert Walder wird politisiert in der Basler Jugendbewegung. Bei den Naturfreunden lernt er Luise Kleeb kennen, eine Verkäuferin und ebenfalls politisch aktiv.[1]

1943 Albert Walder leistet Militärdienst als Gebirgs-Telegraf in Andermatt.[1]

1945 Albert Walder und Luise Kleeb (genannt Luggi) heiraten. Als Hochzeitsreise unternehmen sie eine siebentägige Wanderung in den Alpen.[1]

1946 Das Paar bezieht eine eigene Wohnung in Neuchâtel. Zuvor hat Luggi im Hadliker Laden ihre Schwiegereltern unterstützt. Am 1. Oktober bricht Albert Walder im Rahmen der Aktion Frieden durch Aufbau zu einem Arbeitseinsatz in Bosnien auf. Der Eisenbahnabschnitt zwischen Brčko und Bankovici wird erstellt. Die Linie soll später für den Kohlentransport genutzt werden. Albert Walder amtet beim Bau als Gruppenleiter. Er dokumentiert die Arbeiten mit einer Kodak.[1]

1947 Alberts Vater Jean stirbt im Januar. Im Mai bricht Albert Walder zu einem weiteren Aufbau-Einsatz auf. Diesmal begleitet ihn seine Frau Luggi. Es geht in die Tschechoslowakei. Im böhmischen Most helfen sie beim Bau einer Kläranlage. Dann geht es wieder nach Bosnien: 180'000 Jugendliche aus der ganzen Welt, darunter 87 aus der Schweiz, bauen die Jugendeisenbahn, eine modernisierte Schmalspurstrecke zwischen Sarajevo und Samac (240 km, 17 Brücken, 9 Tunnels). Albert und Luise Walder wirken im Sommer 1947 mit. Luggi erkrankt. Ein weiterer Einsatz in Warschau kommt nicht zustande. Inzwischen hat der kalte Krieg begonnen.

1947 Albert Walder kehrt nach Hadlikon zurück. Seine Mutter braucht Hilfe im Laden und Luggi springt ein. Daneben wertet Albert Walder seine Auslandsaufnahmen aus und macht mit seiner Rolleiflex Pass-, Kinder- und Hochzeitsaufnahmen.[2] Als Geschäftsraum nutzt der den Estrich im Konsum Hadlikon.[3] Zunächst weigert sich die Gemeinde Hinwil, Albert Walder einen Schriftenempfangsschein auszustellen. Dies mit der Begründung, in Hinwil gebe es keine freien Wohnungen.[1] Mit den 800 Franken auf seinem Kindersparbuch kauft Albert Walder einen Vergrösserungsapparat.[4] Luggi Walder arbeitet im Laden ihrer Schwiegermutter und als Näherin in der Kleiderfabrik.[1]

1950 Albert Walder gewinnt an der internationalen Fotoausstellung in Berlin eine Bronzemedaille. Bis in dieses Jahr arbeitet er bei der Firma Hess & Cie in Rüti-Pilgersteg als Mechaniker. Nun folgen vermehrt Aufträge als Fotograf: Bei Hadorn in Basel, bei der Lokomotiv- und Maschinenfabrik in Winterthur und immer mehr auch in Hinwil.[1]

1953 Sohn Rolf kommt am Neujahrstag zur Welt.

1954 Albert Walder eröffnet ein kleines Fotostudio mit Labor auf dem Gstalden. Die Räume erweisen sich bald als zu klein.[2]

1957 Sohn Urs Walder kommt am 22. April zur Welt. Er lernt Fotolaborant und ist selbständiger Fotograf.

1962 Albert Walder kauft eine Hasselblad-Kamera.

1968 Albert Walder erwirbt eine Sinar Fachkamera für 14'000 Franken.[1]

1972 Im Juni richtet Albert Walder an der Bachtelstrasse 6 in der ehemaligen Stickereifabrik ein grosses Fotostudio ein.[2]

1975 Im Herbst bezieht Albert Walder an der Oberdorfstrasse 14 grössere Lokalitäten für ein besseres Ladenlokal und das moderne Fotolabor.[2]

1979 Sohn Jürg tritt ins Geschäft ein.[1]

1982 Zum Anlass des 35-jährigen Jubiläums erscheint ein Artikel im TOP Hiwil. Dieser schliesst mit einer Beschreibung des ausgesprochen vielfältigen Angebots: «So umfassen unsere Arbeitsgebiete praktisch alle Aufgaben der Fotografie. In unserem Studio entstehen Sach-Aufnahmen für Prospekte, Kataloge, Inserate und alle anderen Arten von Reklame, daneben Portrait-, Kinder-, Tier- und Familienaufnahmen. Für Passbilder sind wir im Laden an der Oberdorfstrasse für Sofortbild, schwarz-weiss und Farbpass eingerichtet. Daneben machen wir auch alle Aussenaufnahmen in Industrie und anderen Sachgebieten so wie alle Arten von Foto Reportagen von Hochzeiten, Firmenfesten, öffentlichen und privaten Anlässen. Noch immer führen wir ein Schwarz/weiss-Labor, wo neben Maschinenkopien gepflegte Vergrösserungen und Facharbeiten hergestellt werden.»[2]

1984 Luggi Walder verstirbt im Alter von 59 Jahren.[1]

1991 Am 24. Januar verstirbt Jürg Walder. Esther Fröhlich betreibt das Fotogeschäft unter dem bisherigen Namen weiter.[1]

2000 Mitten in den Vorbereitungen zur Publikation von Albert Walders Fotobuch stirbt Verleger Andreas Züst am 7. August in seinem Garten im Spiegelberg (Wernetshausen) im Alter von 53 Jahren an einen Herzinfarkt. Trotz dieses tragischen Rückschlages gelingt es, das Werk herauszubringen.

2001 Am 8. Dezember findet die Vernissage des Buches Albert Walder Fotografien statt. Es enthält eine Biografie des Fotografen, verfasst von Rea Brändle sowie eine grosse Auswahl an Schwarz-Weiss-Aufnahmen aus den verschiedensten Bereichen (siehe unten: Literatur). Der Weg zum vorliegenden Buch sei ein Hindernislauf über zehn Jahre gewesen, heisst es an dem Anlass. [5]

2002 Am 4. Januar strahlt das Schweizer Fernsehen in der Sendung 10 vor 10 einen Beitrag über Albert Walder aus. Siehe unten: Videos.

2005 Das Ortsmuseum zeigt unter dem Titel Im Laufe der Zeit eine Sonderausstellung zu Albert Walders Lebenswerk.[3]

2007 Albert Walder verstirbt im Alter von 84 Jahren. Zuletzt hat er in Wernetshausen gewohnt.

Wirken

Willi Wottreng schreibt in seinem Nachruf auf Albert Walter in der NZZ am Sonntag: «Provinzfotograf war er nicht, auch wenn er der erste Fotograf in in der Provinz war, die da (...) im Zürcher Oberland liegt. (...) Er hatte ein paar Ecken der Welt gesehen und die waren provinziell wie das Zürcher Oberland. (...) Der sportliche grosse Mann mit dem Berglergesicht (...), dem die Sätze nur in Bruchstücken zu entlocken waren, hatte einen scharfen Blick. Beredte Bilder waren seine wahre Sprache. (...) Jahrelang fotografierte Walder, was er in seiner Heimat sah: Hochzeiten, Begräbnisse, Kilbenen, Schanzenspringen, Bobmeisterschaften, einen Autounfall. Den Löschzug der Feuerwehr. Den Glockenaufzug für die Kirche. Und jährlich die neue Generation Konfirmanden. (...) So wurde Walder zum Chronisten einer Region. Er war der Enge entflohen und mit einem internationalistischen Bick zurückgekehrt. Deshalb erkannte er, dass der Mittelpunkt der Welt überall ist. Auch in Wernetshausen, Hinwil und Hadlikon, wo er herkam.»[4]

Fotografien

Bilder zu «Walder, Albert (1923–2007)»:

Siehe auch

Literatur

Walder, Albert & Brändle, Rea (2001): Albert Walder. Fotografien. Mit einem Text von Rea Brändle. Andreas Züst Verlag. Scalo Verlag. 207 Seiten. (Das Buch ist im Archiv Ortsgeschichte Hinwil erhältlich.)

Videos

Beitrag aus «10 vor 10», 4. Januar 2002, aufgerufen am 13. Juli 2021

Presse

  • Wottreng, Willi (2007): Durch die Linse des Zeitgenossen. Nachruf auf Albert Walder in der NZZ am Sonntag vom 10. Juni 2007.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 Walder, Albert & Brändle, Rea (2001): Albert Walder. Fotografien. Mit einem Text von Rea Brändle. Andreas Züst Verlag. Scalo Verlag. 208 Seiten. (Das Buch ist im Archiv Ortsgeschichte Hinwil erhältlich.)
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Ohne Autorenangabe (1982): 35 Jahre Foto Walder. TOP Hiwil Nr. 40, September 1982, Seiten 2-3. Text vermutlich von Albert Walder.
  3. 3,0 3,1 Wolfensberger, Verena (2005): Ein Lebenswerk in Bildern. TOP Hiwil Nr. 155, 21. September 2005. Artikel zur Sonderausstellung im Ortsmuseum.
  4. 4,0 4,1 Wottreng, Willi (2007): Durch die Linse des Zeitgenossen. Nachruf auf Albert Walder in der NZZ am Sonntag vom 10. Juni 2007.
  5. Zimmermann, Max (2002): Fotobuch von Albert Walder. TOP Hiwil Nr. 122, Januar 2002.
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