Katholische Kirche
Die katholische Liebfrauenkirche, erbaut 1920 und stark umgebaut 1978, ist der Gottesdienstraum der römisch-katholischen Pfarrei Liebfrauen.
Baugeschichte


Kirchenbau 1920
vor 1918 Die katholischen Einwohner von Hinwil sind nach Wetzikon kirchgenössig, besuchen aber teilweise den Gottesdienst in Tann-Dürnten.[1]
1918 Der Bischof von Chur erlaubt dem in Hinwil wohnhaften Druckereiunternehmer Andreas Camenisch, einen Gottesdienstraum anzumieten. Er konnte einen leerstehenden Stickereiraum im Haus von Gustav König mieten. Am 28. Juli findet der erste katholische Gottesdienst in Hinwil statt, durchgeführt vom Vikar Franz Höfliger aus Tann-Dürnten.[2]
1919 Hinwil wird zur eigenständigen Pfarrei ernannt. Erster Priester wird Johann Lucas.[3] Das Gottesdienstlokal erweist sich indessen für die rund 400 Katholikinnen und Katholiken als zu klein. Mit Unterstützung des Bischofs können daher zwei Grundstücke der Brüder Buchmann und der Brüder Lutz erworben werden.[4]
1920 Der Schwyzer Architekt Josef Steiner legt Baupläne für eine eigene Kirche vor. Am 1. Mai wird das Baugespann ausgesteckt und am 4. Juli erfolgt die Grundsteinlegung für die Liebfrauenkirche. bereits am 18. September kann die Aufrichte gefeiert werden. Am 12. Dezember wird der Rohbau eingesegnet und das Gotteshaus fortan genutzt.[5]
1922 Altäre und Wandmalereien von Hermann Anton Bantle aus München sowie ein Kreuzweg eines Kunstmalers Schneider aus Visp ergänzen die Ausstattung.[6]
1926 Mit vier Glocken und einer Orgel wird die Ausstattung abgeschlossen.[7]
1927 Der Bischof von Chur, Georg von Grüneck, weiht die Kirche.[8]
1970 Bau eines provisorischen Pfarreiheims.[9]
Umbau 1978

1975 Da die Kirche erneut zu klein geworden ist, beschliesst die Kirchgemeinde am 16. Dezember einen eingreifenden Erweiterungsumbau der Kirche.[10]
1977 Die Kirche wird durch Walter Bosshart und Josef Caminada im modernen Stil eingreifend umgebaut und erweitert. Die halbrunde Apsis, Teile der Mauern und des Turmes werden hierfür abgebrochen. Die Kirche erhält ein modernes Erscheinungsbild.[11]
1978 Abschluss der Arbeiten und Weihe der neuen Kirche.[12]
Weitere Umbauten und Renovationen
1988–1989 Die Kirchgemeindeversammlung beschliesst am 29. Juni 1988 den Bau des neuen Pfarreizentrums mit Gemeinschafts- und Büroräumlichkeiten, das baulich an die Kirche anschliesst. Es kann am 19. November 1989 eingeweiht werden.[13]
2017 Innenrenovation.[14]
2020 Der Hinwiler Künstler Daniele Trebucchi gestaltet neue Kirchentüren mit Farbglas und graviert einen neu angekauften Brunnen.[15]
Baubeschreibung
Lage
Kirche und Pfarreizentrum liegen heute unweit vom Bahnhof Hinwil im Ortszentrum an einem Standort, der zur Bauzeit noch an der Peripherie des Dorfes war.
Aussenbau
Das Kirchenschiff mit seinen eierschalenfarben gefassten Fassaden wird durch ein mächtiges Satteldach überdacht, auf dem südseits ein goldener Turmhahn prangt. Die Ostfassade wird von einer Fensterfront mit einer Abfolge quergestellter Satteldächer rhythmisiert. An der Südfassade wurde 1978 ein Vorraum ergänzt, während an der Nordfassade das Pfarreizentrum von 1989 anschliesst.
Die fensterlose Westfassade wird vom Kirchturm überragt. Die halbrunde Apsis der Turmkapelle ist das einzige Element des Aussenbaus, das noch an Josef Steiners ursprüngliche neuromanische Kirche von 1920 erinnert. Der Turm ist mit einem geschindelten Abschluss versehen, der von den hexagonalen Schallfenstern durchbrochen wird. Das asymmetrische Schmetterlingsdach des Turmes wird von einem Kreuz bekrönt.[16]
Innenraum
Der Innenraum der Kirche wirkt durch die hohen Fenster der Ostseite und die weisse Fassung der Wände hell. Entlang der Fensterfassade, die das Resultat der Erweiterung von 1978 ist, ragen Pfeiler in die Höhe, die in der oberen Zone in Rundungen übergehen. Sie tragen die Decke mit dem freigelegten hölzernen Tragwerk und das Dach, sowie die spitz zulaufenden Dächer über den Fenstern.[17]
Grundriss

War die Kirche von Josef Steiner eine klassische Längskirche, wurde der Grundriss durch den Umbau 1978 massiv verändert. Die Liturgiezone befindet sich in der Nordwestecke des Raumes, auf die der Innenraum bezogen ist. Somit entzieht sich der Grundriss den traditionellen Schemata von Längs-, Quer- oder Zentralbau.[18]
Ausstattung
Die Bestuhlung ist dank Einzelstühlen variabel, wird aber in der Regel als abgerundeter Winkel mit Blick auf die Liturgiezone angeordnet. Diese befindet sich vor einer Wand, die das Schiff vom Zugang zur Sakristei und zur Turmkapelle abgrenzt und mit ihrer modern geschwungenen Form entfernt an die frühere halbrunde Apsis der Kirche erinnert. Ein Kreuz und ein eckiger Tabernakel in Rot- und Grautönen setzen Farbakzente in den weiss geprägten Raum. Altartisch und Ambo sind in schlichtem Holz ausgeführt. [19] Der als Künstler genannte Co-Architekt Josef Caminada[20] kommt als Gestalter dieser Ausstattungsgegenstände in Frage.
Der kleine Altar in der Turmkapelle birgt eine kunstvolle aus Russland stammende Muttergottes-Ikone. Das Alter ist nicht bekannt, wohl aber die Provenienz des Gnadenbildes aus der Familie von Johann Lucas, dem ersten katholischen Priester in Hinwil.[21]
Orgel
1926 Eine erste Orgel kann aus der katholischen Pfarrkirche Dietikon übernommen und von den Gebrüdern Späth in Rapperswil für die Liebfrauenkirche Hinwil umgebaut werden.[22]
1978 Die Orgel wird beim Umbau 1978 auf die neue Empore versetzt, erleidet dabei aber beliebende Schäden. Gegen den Plan, stattdessen ein elektronisches Instrument anzuschaffen, erhob sich eine breite Opposition, die den Bau einer Pfeifenorgel forderte und in den Folgejahren die nötigen Finanzmittel beschaffen konnte.[23]
1985 Die neue und noch heute bestehende Orgel der Firma Kuhn aus Männedorf mit 15 Registern wird auf der Ostempore installiert. Für die Prospektgestaltung zeichnet der Hinwiler Georg Weissmann verantwortlich.[24]
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Die alte Orgel vor dem 1978 erfolgten Umbau
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Disposition der Kuhn-Orgel von 1985
Geläut
Das Geläut der Kirche Hinwil wird 1925 in der Glockengiesserei Hamm in Salzburg gegossen. Es umfasst vier Glocken, von denen eine dank einer Spendensammlung in der jungen Pfarrei und drei durch Einzelspenden finanziert werden konnten. Die Kosten belaufen sich auf 10'751 Franken. Am 21. März 1926 können die Glocken aufgezogen werden.[25]
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Die Glocken vor dem Aufzug 1926 mit technischen Daten
Nutzung
Die Kirche dient als Gottesdienstraum der Pfarrei. Kirche und Pfarreizentrum werden auch für kulturelle und soziale Veranstaltungen genutzt.
Link zur katholischen Pfarrei Liebfrauen Hinwil
Literatur
- 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021.
- Weber, Markus: Sakrales Zürich. 150 Jahre katholischer Kirchenbau im Kanton Zürich. Band 1. Ruswil 2018, S. 158-161.
Einzelnachweise
- ↑ Weber, Markus: Sakrales Zürich. 150 Jahre katholischer Kirchenbau im Kanton Zürich. Band 1. Ruswil 2018, S. 159.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 5.
- ↑ Weber, Markus: Sakrales Zürich. 150 Jahre katholischer Kirchenbau im Kanton Zürich. Band 1. Ruswil 2018, S. 159.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 5–7.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 6.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 8.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 12.
- ↑ Weber, Markus: Sakrales Zürich. 150 Jahre katholischer Kirchenbau im Kanton Zürich. Band 1. Ruswil 2018, S. 159.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 17.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 18.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 18-21.
- ↑ Weber, Markus: Sakrales Zürich. 150 Jahre katholischer Kirchenbau im Kanton Zürich. Band 1. Ruswil 2018, S. 159.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 26.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 30.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 50–51.
- ↑ Baubeschreibung von Michel D. Schmid für Hinwilpedia, 2025.
- ↑ Baubeschreibung von Michel D. Schmid für Hinwilpedia, 2025.
- ↑ Baubeschreibung von Michel D. Schmid für Hinwilpedia, 2025.
- ↑ Baubeschreibung von Michel D. Schmid für Hinwilpedia, 2025.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 18.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 10.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 12.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 24.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 12.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrei Hinwil 1920–2020. Hinwil 2021, S. 10-12.