Sauber Motorsport AG

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Die Firma Sauber Motorsport AG ist ein Automobil-Rennstall in der Formel 1. Gegründet wurde das Unternehmen 1970 von Peter Sauber, der mit seinen Sportwagen in den 70er- und 80er-Jahren erfolgreich an nationalen und internationalen Meisterschaften teilnahm. Seit 1992 fährt das Sauber F1 Team in der Formel 1.


Vorgeschichte

1967 Der Elektromonteur Peter Sauber findet eher zufällig Interesse daran, an Autos herumzuschrauben: Er frisiert zusammen mit dem Zürcher Rennfahrer Arthur Blank einen VW Käfer und nimmt damit am Surprise-Bergrennen auf den Sternenberg teil.[1]

1969 Im Keller des Elternhauses baut Peter Sauber das erste eigene Auto auf der Plattform eines VW-Käfers. Im Fahrzeug mit der enorm leichten Karosserie gewinnt Sauber die Klub-Meisterschaft des Formel-Rennsportclubs der Schweiz (FRC).[1]

1970 Zusammen mit dem Maschinenzeichner Ruedi Siegfried konstruiert Peter Sauber den Sauber C1 aus einem Brabham Formel 3 mit Ford-Cosworth Motor und Eigenbau-Rohrrahmen-Konstruktion. Das C steht für den Vornamen von Peter Saubers Ehefrau Christiane. Er nimmt gemeinsam mit Bruno Wernli an der Schweizer Meisterschaft teil und sie werden Schweizer Meister. Peter Sauber beendet seine Karriere als Rennfahrer.[1]

Chronologie

1970–1991 Sportwagen-Rennen

1970 Peter Sauber gründet die PP Sauber AG und bezieht eine eigens gebaute Werkstatt auf dem Firmenareal des Elektrotechnik-Unternehmens Sauber & Gisin AG an der Wildbachstrasse, welches sein Vater führt. Auf Bestellung von Kunden werden drei C3-Rennwagen gebaut. Es ist die erste Zusammenarbeit mit der Firma PaucoPlast von Paul Pfenninger, welche im Werk in Meilen, später in Altendorf SZ, die Karosserien herstellen.[1]

Um das junge Unternehmen finanziell zu stärken, werden auch Servicearbeiten an Personenwagen ausgeführt und verschiedene Automarken vertrieben (British Leyland und Subaru).[2]

1976 Der C5 bringt erste internationale Erfolge: Herbert Müller gewinnt die Gesamtwertung in der europäischen Interserie mit dem Francy Racing Team des Schweizer Industriellen Philippe Burckhardt. Der C5 ist auch das erste Auto von Peter Sauber im 24-Stunden-Rennen von Le Mans: Marc Surer, Eugen Strähl und Harry Blumer führen in der 2-Liter-Klasse, scheiden aber kurz vor Schluss wegen eines technischen Defekts aus.[1]

1980 Eintritt in die Procar-Serie mit Tourenwagen. Sauber baut mit Unterstützung von BMW zwei M1-Autos. Nelson Piquet und Hans-Joachim Stuck gewinnen darin 1981 das 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring.[1]

1982 Der Schweizer Verbundwerkstoffhersteller Seger & Hoffmann bestellt bei Sauber ein Auto für die Teilnahme an der Sportwagen-Weltmeisterschaft in der neu gegründeten Gruppe C. Der Sauber C6 fährt mit einem Cosworth-Motor.[1]

1986 gewinnen Mike Thackwell und Henri Pescarolo im Sauber C8 mit Mercedes-Motor das 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring.[1] Mit diesem Resultat überzeugt Peter Sauber Mercedes, nach mehr als 30 Jahren in den internationalen Rennsport zurückzukehren. Es ist der Beginn eines neuen Kapitels, und ab 1988 tritt Sauber als offizielles Mercedes-Werksteam auf.[3]

Peter Sauber entscheidet sich, sich voll dem Rennsport zu widmen und übergibt den Garagenbetrieb an seinen langjährigen Betriebsleiter Alwin Künzler. Aus der Sauber AG wird die Künzler & Sauber AG.[4]

1987 PP Sauber AG zieht um in einen Neubau nebenan.

1989 Sauber-Mercedes gewinnt sowohl den Fahrer- als auch den Konstrukteurstitel in der Sportwagen-Weltmeisterschaft wie auch den Doppelsieg beim legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Die PP Sauber AG hat 50 Mitarbeiter.[1]

1990 Sauber startet ein Nachwuchsprogramm und verpflichtet neben erfahrenen Fahrern die drei Junioren Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger. Sie überraschen alle mit ihren guten Resultaten. Sauber Motorsport ist seither bekannt dafür, junge Motorsporttalente zu entdecken und ihnen den Einstieg in den Rennsport zu ermöglichen.[3]

1991 Mercedes startet ein gemeinsames Projekt mit Sauber, um in die Formel 1 einzusteigen. Die Vorbereitungen für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft laufen auf Hochtouren und Sauber baut eine neue Fabrik auf dem Firmengelände in Hinwil. Bedauerlicherweise kommt das Projekt angesichts der angespannten Wirtschaftslage nicht zustande.[3]

Januar 1992 Peter Sauber entscheidet sich, alleine weiterzumachen und als Privatteam in der Formel-1-Weltmeisterschaft anzutreten.[3]

1992 bis heute: Formel 1

1992 Der Neubau an der Wildbachstrasse 9 wird bezogen. Die 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten mit Hochdruck am Einstieg in die Formel 1. Der mit den Ilmor-Motoren des Churer Konstrukteurs Mario Illien ausgestattete C12 wird getestet.[1]

1993 Sauber debütiert mit dem C12 in der Formel-1-Weltmeisterschaft und erreicht mit den beiden Fahrern Karl Wendlinger und J.J. Lehto den 7. Platz in der Konstrukteurswertung.[1]

1995-1996 Sauber ist als Werksteam für den Motorenhersteller Ford tätig. Die beiden Sponsoren Red Bull und Petronas garantieren eine solide Basis für das Schweizer Team in der Formel 1.[3]

1995 gelingt dem Team der erste Podestplatz: Heinz-Harald Frentzen belegt im Sauber C14 beim Großen Preis von Italien in Monza den dritten Platz.[3]

1997–2005 Die Autos werden von Ferrari-Motoren angetrieben, Petronas ist Titelsponsor.[3]

1998 Das Sauber-Formel-1-Team beschäftigt in Hinwil 150 Personen aus 12 Ländern und gehört damit personell zu den grösseren Teams in der Formel 1.

2001 belegt das Team mit dem Rookie Kimi Räikkönen den vierten Platz in der Konstrukteurswertung.[3]

Sauber beschäftigt 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist der zweitgrösste Arbeitgeber der Region.[5]

2001 Peter Sauber unternimmt Schritte in Richtung der technischen Weiterentwicklung der eigenen Werksanlagen. Das Unternehmen wird in Sauber Motorsport AG umbenannt und der Bau des Windkanals beginnt.

2003 Sauber Motorsport AG beschäftigt 276 Angestellte in Hinwil.[6]

2004 Der hochmoderne Windkanal geht in Betrieb. Er kostet insgesamt 80 Millionen CHF[7] und sollte sich in zukünftigen Verhandlungen mit Partnern immer wieder als Top-Argument für die Erhaltung des Standorts Hinwil erweisen.

2005 Peter Sauber verkauft sein Unternehmen an BMW und tritt Ende Jahr in den Ruhestand.

2006 Das BMW Sauber F1 Team startet als BMW-Werksteam mit Nick Heidfeld, Jacques Villeneuve und Robert Kubica. Mit 36 WM-Punkten belegt das Team am Ende der Saison den fünften Platz in der Konstrukteurswertung.[3]

2008 Erster Sieg für das Team mit einem Doppelsieg beim GP von Kanada mit Robert Kubica vor Nick Heidfeld. Das Team belegt den 3. Platz in der Konstrukteurswertung 2008.[3]

2009 BMW zieht sich überraschend aus der Formel 1 zurück. 415 Mitarbeiter und gut 25 Zulieferfirmen aus der Region bangen um die Zukunft. Peter Sauber kauft sein Unternehmen von BMW zurück und rettet den einmaligen Technologiestandort im Zürcher Oberland. 138 Mitarbeitende müssen entlassen werden, vor allem wegen Sparauflagen im neuen F1-Reglement.[8]

2010 Sauber startet in der Formel-1-Weltmeisterschaft 2010 als unabhängiges Team mit Motoren von Ferrari und den neuen Fahrern Kamui Kobayashi und Pedro de la Rosa in den Cockpits.[3]

2012 Das Sauber F1 Team erreicht vier Podiumsplätze, 126 Weltmeisterschaftspunkte und den sechsten Platz in der Konstrukteurswertung. Peter Sauber tritt am 11. Oktober 2012 als Teamchef zurück und übergibt die Firmenführung an Monisha Kaltenborn. Sie ist die erste Frau auf dem Posten des Teamchefs in der Geschichte dieses Sports.[3]

2014 Das Unternehmen wird umstrukturiert und erhält mit dem Technologiezentrum Sauber Technologies AG ein neues Standbein. Das in der Formel 1 gewonnene Know-how kann so in Aufträgen für Dritte angewendet werden.[9]

2015 Beim Grand Prix der Vereinigten Staaten in Austin, Texas, feiert das Team seinen 400. GP.[3]

2016 Die Westschweizer Longbow Finance SA kauft das gesamte Unternehmen zusammen mit schwedischen Investoren. Peter Sauber tritt als Verwaltungsratspräsident zurück. Der französische Ingenieur Frédéric Vasseur wird Teamchef.[3]

2017 Alfa Romeo tritt als Titelsponsor von Sauber F1 wieder in der Formel 1 an. Es werden Motoren von Ferrari verwendet, Marcus Ericsson und der Rookie Charles Leclerc fahren im Cockpit.[3]

2023 Alfa Romeo zieht sich aus der Formel 1 zurück.[3]

2024 Das Team tritt mit einer völlig neuen Identität als Stake F1 Team KICK Sauber auf. Audi übernimmt die Mehrheit von Sauber Motorsport. Das Team richtet seinen Fokus darauf, 2026 das Audi-Werksteam zu werden.[3]

Siehe auch

Fotos

Bilder zu «Sauber Motorsport AG»:

Videos

Dokumente

Unterlagen im Archiv Ortsgeschichte

  • Dokumentenarchiv: Gestell F3: Firmen: Archivschachteln Sauber

Objekte

  • Prospekte

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Literatur

Reinhard Daniel, Froideveaux Jimmy, Stäuble Michael (2004): Die Sauber-Formel. Peter Sauber und der Automobil-Rennsport. Meier Buchverlag Schaffhausen. 136 Seiten.

Presse

Weblinks

https://www.sauber-group.com/de/ Webseite Sauber Motorsport AG, Hinwil, aufgerufen am 27. August 2025

https://sauber-technologies.com/ Website Sauber Technologies AG, Hinwil, aufgerufen am 27. August 2025

https://www.auto-center-hinwil.ch/ Webseite Künzler & Sauber AG, Hinwil, aufgerufen am 27. August 2025

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 Reinhard Daniel, Froideveaux Jimmy, Stäuble Michael (2004): Die Sauber-Formel. Peter Sauber und der Automobil-Rennsport. Meier Buchverlag Schaffhausen. 136 Seiten.
  2. Webseite Künzler & Sauber AG, Hinwil
  3. 3,00 3,01 3,02 3,03 3,04 3,05 3,06 3,07 3,08 3,09 3,10 3,11 3,12 3,13 3,14 3,15 3,16 Webseite Sauber Motorsport AG, Hinwil
  4. Webseite Künzler & Sauber AG, Hinwil
  5. Wochenzeitung Die Weltwoche, Ausgabe vom 1. März 2001.
  6. Tages-Anzeiger/Sonntagszeitung Formel 1 Special 2003.
  7. Tageszeitung Tages-Anzeiger, Ausgabe vom 4. Oktober 2005.
  8. Regionalzeitung Zürcher Oberländer, Ausgabe vom 31. Juli 2009.
  9. Regionalzeitung Zürcher Oberländer, Ausgabe vom 17. Juli 2014.
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