Schule Girenbad

Die Schule Girenbad ist eine von vier Kleinschulen, die heute in Hinwil bestehen. Das Schulhaus Girenbad wurde 1869 erbaut - gegen den Widerstand der lokalen Stimmbürger.
Vorgeschichte
Das Schulhaus Girenbad von 1869 steht westlich vom ehemaligen Kurhaus Girenbad auf dem Chilewisli. Eventuell besteht ein Zusammenhang zwischen diesem Namen und einer Kapelle, welche der Besitzer des Bads angeblich kurz vor der Reformation für seine Gäste errichten liess.[1]
Chronologie
1735 wird eine Schule im Girenbad erstmals erwähnt.[2]
1799 zeigt ein detaillierter Bericht prekäre Verhältnisse. Lehrer Hans Jakob Pfenninger beklagt sich über seinen knappen Lohn. Zum Schulkreis gehören neben dem Wacht Girenbad die Höfe Boden, Girriet, Schaugen, Langmatt, Chilchriet, Allmen, Ober- und Unterbernegg sowie Schufelberg und Niderhus.[2]
1819 Die Einwohner von Schufelberg und Niderhus möchten ihre Kinder ins neue Schulhaus Ried/Wald schicken. Die dortige Einkaufsgebühr ist ihnen jedoch zu hoch und sie bleiben in der Schulgemeinde Girenbad.[2]
1831 Der Ustertag führt zur ersten demokratischen Verfassung des Kantons Zürich. Die allgemeine Schulpflicht wird eingeführt.[2]
1832 Ein neues Gesetz verpflichtet die Schulgemeinden, für angemessene Unterrichtsräume und Lehrerwohnungen zu sorgen. Die Bewohner von Schufelberg und Niderhus verlangen erneut eine Umteilung ihrer Kinder ins Ried. Als gute Steuerzahler sehen sie hohe Kosten auf sich zukommen, wenn im Girenbad ein Schulhaus gebaut werden soll. Das Gesuch wird abgelehnt.[2]
1835 Höhepunkt der Bevölkerungsentwicklung im Girenbad. 35 Schulkinder.[2]
1837 Der Regierungsrat drängt auf einen Schulhausneubau. Die Bezirksschulpflege fordert die Schulpflege Girenbad auf, einen Bauplatz auszuscheiden. Am 19. Februar wird eilig eine Schulgemeindeversammlung einberufen mit dem Zweck, den Bau zu verhindern. Am Tag nach der Versammlung schliessen sie mit dem bisherigen Lehrer einen Vertrag ab. Er soll seine Stube über den Tod hinaus für den Unterricht zur Verfügung stellen.[2]

1838 Ein Visitationsbuch wird eingeführt. Es soll zeigen, dass die Schulpflicht ernst genommen wird. Mit dem Einbau eines neuen Ofens in der Stube des Lehrers sind Neubaupläne vorerst vom Tisch.[2]
1860 Die Schülerzahl geht auf 24 zurück. Einmal mehr wird ein Umteilungsgesuch aus Schufelberg und Niderhus abgelehnt. Ein Teil der reichsten Bauern schlägt vor, die Schulgemeinde Girenbad aufzulösen und die Kinder nach Wernetshausen und Ringwil zu verteilen. Das scheitert am Widerstand der Ringwiler.[2]
1867 Die Kreisschulpflege Hinwil fordert die Schulgemeinde Girenbad zum Bau eines Schulhauses auf. Weil eine Reaktion ausbleibt, legen die Hinwiler acht Monate später einen straffen Terminplan vor.[2]
1868 Es kommt zu Spannungen innerhalb der Baukommission.[2]
1869 Rudolf Pfenninger, mit 23 Jahren in die Kommission gewählt, nimmt die Zügel in die Hand und wickelt das Bauvorhaben ziemlich professionell ab. Der Anbieter mit der günstigsten Offerte, Rudolf Keller vom Lee im Fischenthal, erhält den Zuschlag für 14 300 Franken. Als Vorbild für die Pläne dient das Schulhaus Erlosen. Am Schluss kostet der Bau inklusive Brunnen 17400 Franken.[2]
1870 Der Neubau wird eingeweiht. Lehrer Pfenninger nimmt Abschied von der alten Schulstube, in der er 41 Jahre gewirkt hat.[2]
1904 Die Schulgemeinde Girenbad lehnt es ab, im Schulhaus elektrisches Licht zu installieren.[2]

1914 Als erste Frau übernimmt Martha Hürlimann die Lehrstelle im Girenbad. Sie setzt durch, dass sie den gleichen Lohn erhält wie ihre männlichen Vorgänger.[2]
1916 Das elektrische Licht wird installiert.[2]
1919 Am 7. September lehrt die Schulgemeinde Girenbad den Zusammenschluss mit der Schulgemeinde Hinwil ab.[2]
1920 Die Schulgemeinde Girenbad vermacht den Weihnachtsfonds der Schule der Elektrizitätsgenossenschaft. Gestiftet hatte den Fonds Rudolf Pfenninger 1911 in seinem Testament.[2]
1921 Die kleinen Schulgemeinden in den Aussenwachten werden mit der Schulgemeinde Hinwil zusammengelegt.[2]
1922 Umfangreiche Sanierungsarbeiten. Ein Turnplatz wird angelegt. Unter dem Giebel erfolgt der Einbau eines zusätzlichen Zimmers für die Handarbeit.[2]
1925 Statt wie bisher 1.-8. Klasse unterrichtet Martha Hürlimann nur noch die 1.-6. Klasse im Schulhaus Girenbad.[2]
1931 Martha Hürlimann wechselt ins Schulhaus Hinwil.[2]
1958 Erste Girenbader Tagung, eine Zusammenkunft der ehemaligen Schülerinnen und Schüler. Es folgten Wiederholungen in unregelmässigen Abständen. Seit 1993 treffen sich die Ehemaligen immer in den ungeraden Jahren am 3. Tag des Girenbader Sommerfestes (Sonntag). Seit 2019 sind die Ehemaligen als Verein organisiert.

1963 Auf der Nordseite entsteht ein Anbau mit einer Garderobe.
1966 Der Turnplatz wird neu gestaltet.
1993 Der Anbau von 1963 wird entfernt. Unter der Führung von Architekt Hans-Ulrich Illi entsteht ein zweigeschossiger Anbau. Der Schulraum wird damit verdoppelt.
Jubiläum
2019 Das Jubiläum 150 Jahre Schulhaus Girenbad wird gefeiert. Der Ehemaligenverein organisiert ein dreitägiges Fest, an dem auch Bundespräsident Ueli Maurer teilnimmt.
Literatur
- Glaettli, Karl Werner (1945): 1200 Jahre Hinwil. Ergebnisse einer Flurnamensammlung. A.G. Buchdruckerei Wetzikon und Rüti. 95 Seiten. (Erhältlich im Archiv Ortsgeschichte Hinwil.)
- Brühlmeier, Markus (2019): 150 Jahre Schulhaus Girenbad. Heimatspiegel vom Mai 2019. (Erhältlich im Archiv Ortsgeschichte Hinwil.)
Siehe auch
Fotos
Bilder zu «Schule Girenbad»:
-
Kurhaus Girenbad, 1812. Kopie d. Aquatinta v. Franz Hegi (1774–1850)
-
Girenbad, 1921 (Ausschnitt aus einer Postkarte)
-
Schulhaus Girenbad, 1951
-
Schulhaus Girenbad, 1967
-
Schulhaus Girenbad, 1998
-
Schulhaus Girenbad, Weihnachten 2010
Karte
Weblinks
Unterlagen im Archiv Ortsgeschichte Hinwil
- Tagebücher der Schule Girenbad 1988 bis 2011
- Fotosammlung
Einzelnachweise
- ↑ Glaettli, Karl Werner (1945): 1200 Jahre Hinwil. Ergebnisse einer Flurnamensammlung. A.G. Buchdruckerei Wetzikon und Rüti. 95 Seiten. (Das Buch ist im Archiv Ortsgeschichte Hinwil erhältlich.)
- ↑ 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 2,10 2,11 2,12 2,13 2,14 2,15 2,16 2,17 2,18 2,19 2,20 2,21 Brühlmeier, Markus (2019): 150 Jahre Schulhaus Girenbad. Heimatspiegel vom Mai 2019. (Erhältlich im Archiv Ortsgeschichte Hinwil.)