Wattefabrik
Das Haus an der Zürichstrasse 16 wird heute noch als «Wattefabrik» bezeichnet. Das Gebäude beherbergte im Lauf der Zeit unterschiedliche Gewerbebetriebe. Für die Nutzung der Wasserkraft war die Nähe zum Wildbach wichtig.
Vorgeschichte
1821 Die Gebrüder Egli, beide von Beruf Drechsler, stellen ein Begehren zur Nutzung der Wasserkraft. Sie wollen eine Werkstätte für mechanische Arbeiten mitten im Dorf, in der am Wildbach gelegenen Liegenschaft, einrichten.[1]
1822 Einige Dorfbewohner wehren sich gegen dieses Vorhaben. «Fehlendes Wasser bei trockener Witterung gefährde die Wasserentnahme bei einer Feuersbrunst.» Gleichwohl erhalten die Gebrüder Egli die Bewilligung, allerdings mit Auflagen.[1]
1923 Bald nach der Inbetriebsetzung des Wasserwerkes zeigt sich ein ungünstiges Verhältnis von Nutzen und Aufwand, trotz ausgeführten Aus- und Umbauten. Zu klein die gewonnene Kraft und zu gross die Arbeit für das Freihalten der Wasserfassung.[1]
1830 Unter dem neuen Besitzer Johannes Künzli erfolgt ein weiterer Ausbau des Wasserwerkes. Er errichtet eine Brettersäge.[1]
1848 Die Sägerei wird aufgegeben.[1]
Chronologie
1848 In den erweiterten Gebäulichkeiten der ehemaligen Sägerei wird eine Wattefabrik eingerichtet.[1]
1849 Johann Schärer übernimmt die Liegenschaft und richtet darin eine Wattefabrik ein.[2]
1876 Robert Schärer erhält die Bewilligung, den Zulaufkanal zu verlängern und das Wasserrad zu vergrössern.[2]
1889 Johannes Stadtmann erwirbt das Gebäude und richtet darin Stickmaschinen ein.[2]
1899 Friedrich Stahel, geboren 1876, kauft das Haus und beginnt mit der Produktion von Webereischiffchen. Später wird die Kraft des Wasserrades auch zum Aufladen von Batterien verwendet.[3]
1916 F. Stahel verlegt seinen Betrieb an die Kemptnerstrasse. Mit der darauffolgenden Eigentümerfirma Haar- und Parfümeriefabrik E. Bachofner-Honegger hält eine neue Duftnote Einzug. Eine Spezialität gegen Haarausfall und nervöse Kopfschmerzen ist das Brennessel-Haarwasser.[1]
1918 Das Wasserrad wird abgetragen und durch eine Turbine ersetzt.[2]
1920 Aus dem Haus wird die mechanische Webschützenfabrik Gebrüder Honegger (ab 1963) Gebrüder Honegger AG.[2]
1929 Mit der Wildbachkorrektion drängt der Kanton auf eine Aufhebung des Kleinkraftwerkes; die Gebrüder Honegger als Besitzer der Wattefabrik erhalten vom Staat eine angemessene Entschädigung.[1] Am 25. Juli, abends um 18 Uhr, bricht im Gebäude ein Brand aus, verursacht durch einen sechsjährigen Knaben.[4] Es entsteht ein grosser Schaden, so dass das Gebäude praktisch vollständig neu aufgebaut werden muss.[2]
1949 Auf der Westseite wird ein Büroeingang mit Vordach geschaffen.[2]
2007 Sven Strohmeier kann das Haus von den Erben der Familie Honegger (Webschützenfabrik im Sack, Wernetshausen) käuflich erwerben. Es wird im Jahr darauf umfassend renoviert. [3]
2019 Auf den beiden Giebelseiten werden Balkone erstellt. [2]
2024 Ladenlokale im Erdgeschoss: Ballonerie und Computer Point Fischer (siehe Weblinks). Im Untergeschoss betreibt Toni Wachter eine Bar, genannt Watte Chäller.
Siehe auch
Fotos
Bilder zu «Wattefabrik»:
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Unterdorf, 1898, rechts Wattefabrik Zürichstrasse 16
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Zürichstrasse 16 nach Brand 1929
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Zürichstrasse 16, 1965
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Zürichstrasse 16, 2004
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Zürichstrasse 16, 2024
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Watte Chäller, Zürichstrasse 16, 2025
Unterlagen im Archiv Ortsgeschichte
- Dokumentenarchiv: Dossier Wattefabrik
Karte
Weblinks
- https://www.ballonerie.ch abgerufen am 28. November 2024
- https://www.compoint.ch abgerufen am 28. November 2024
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Schefer-Gujer, Werner (2009): Vom Wildbach angetrieben. Broschüre, herausgegeben im März 2009. Erhältlich im Archiv Ortsgeschichte Hinwil.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Gemeinde Hinwil (2022): Kommunales Inventar schützenswerter Objekte vom 25. Mai 2022. Abrufbar in Form von PDF-Dokumenten auf der Website der Gemeinde Hinwil.
- ↑ 3,0 3,1 TOP HINWIL: Zeitschrift für die Hinwiler Bevölkerung. Herausgegeben von der Gemeinde Hinwil. Ausgabe Nr. 182.
- ↑ Eintrag im zweiten Jahrheft der Antiquarischen Gesellschaft Hinwil 1929, Seite 32 (Das Heft ist im Archiv Ortsgeschichte Hinwil erhältlich.)