Das Blöchli und andere Prangerstrafen
Allgemein
Ein wurmstichiges Stück Holz, mit Eisen beschlagen und versehen mit einer Kette – so sieht das Blöchli aus, ein spezielles Stück im Bestand des Hinwiler Ortsmuseums. Wozu es einst diente, ist nicht auf Anhieb ersichtlich.

Wenn sich im 17. und 18. Jahrhundert jeweils nach dem obligatorischen Gottesdienst die Kirche leerte, blieben einige Männer beim Pfarrer stehen. Diese Gruppe, Stillstand genannt, war eine gewählte Behörde, die sich um das Wohl der Kirchgemeinde kümmerte und im Anschluss an den Kirchenbesuch tagte. Es war die Vorläuferinstitution der heutigen Kirchenpflege. Zu ihren Aufgaben gehörte es auch, das sittliche Zusammenleben zu überwachen und in diesem Zusammenhang Bussen und Strafen zu verfügen.[1]
Eine dieser Strafen war das Tragen des Blöchlis. Es wurde der verurteilten Person mit der Kette an einem Hand- oder Fussgelenk befestigt. Dabei ging es darum, die Person blosszustellen und andere Menschen dadurch von ähnlichen Taten abzuschrecken.[1]
Prangerstrafen wie diese wurden besonders in Notzeiten verhängt. Die Jahre 1771 und 1817 (siehe Chronologie) waren durch Hunger geprägt.[2]
Chronologie
1771 Eine Frau aus dem Hadliker Bodenholz hat auf dem Feld Gerste und Kartoffeln gestohlen. Sie muss darum mit einem Gerstenbündel auf dem Kopf und Kartoffelstauden in der Hand während des Gottesdienstes unter der Kirchentüre stehen.[3]
1798 Kaspar B. aus Ringwil wird wegen Diebereien dazu verurteilt, «den Schlegel zu tragen», und das gleich ein halbes Jahr lang.[2]
1817 Ein Mann steht in Hinwil auf einem Fass und hält einen Kirschenzweig in der Hand. Er hat Kirschen mitgehen lassen.[2]
Vollzug
Das Blöchli, so heisst es, konnte mit seiner Länge von 45 Zentimetern zur Not noch in einer grossen Tasche versteckt getragen werden. Manchmal verfügten die Stillständer jedoch lediglich Bussen oder Schadenersatz und verzichteten bewusst auf Demütigungen – man musste ja im Dorf zusammenleben.[2]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Brühlmeier, Markus (1995): Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. © Gemeinde Hinwil/Markus Brühlmeier. Buchverlag Druckerei Wetzikon AG. 320 Seiten. Seite 141.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Brühlmeier, Markus (1995): Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. © Gemeinde Hinwil/Markus Brühlmeier. Buchverlag Druckerei Wetzikon AG. 320 Seiten. Seite 142.
- ↑ Näf, Arnold (1869): Geschichte der Kirchgemeinde Hinweil mit Hinweisungen auf die Umgebung. Von Arnold Näf, Pfarrer. Verlag Friedrich Schulthess, Zürich. 232 Seiten. Seite 52.