Die Dorflade von Hinwil

Eines der bedeutsamsten Objekte im Hinwiler Ortsmuseum ist die Dorflade, ein hölzerner Kasten mit drei verschiedenen Schlössern. In seinem Buch von 1995 beschreibt der Historiker Markus Brühlmeier ihre Entstehungsgeschichte. Sie hat auch Symbolcharakter.
Chronologie
1787 Im Frühling vernimmt Statthalter Felix Lindinner in Bubikon, dass die Gemeindsgenossen aus Hinwil mehr als die erlaubte Menge Holz geschlagen haben, um davon Rebstecken herzustellen. Die lassen sich in den Seegemeinden gut verkaufen.[1]
1787 Am Gerichtstag vom 29. Mai vor dem Hirschen stellt der Statthalter die Dorfgenossen zur Rede. Den Weibel Hans Jakob Knecht schickt er gleich wieder nach Hause, denn der ist ohne die nötigen Urkunden vor Gericht erschienen. Die Angeschuldigten berichten dem Statthalter, durch den Bau der Kirche sei ihr Jahr streng gewesen. Das lässt Lindinner nicht gelten. Um ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen, fügen die Dörfler an, auch Vorgesetzte hätten die Regeln beim Holzen verletzt, besonders der Weibel. Dieser kehrt von seinem Hof im Gstalden zurück, unter dem Arm «eine Trucke mit Briefen», wie der Statthalter notiert. «Ob alles dabei war, liess sich nicht verifizieren.» Darauf hält Lindinner den Hinwilern und besonders dem Weibel eine Strafpredigt, auch über die mangelhaft vorhandenen Unterlagen.[1]
1787 Der Statthalter befiehlt, der Dorfschulmeister Heinrich Nauer solle nun sämtliche alten Briefe und Urkunden in ein Buch abschreiben. Das Dorfbuch, die Urkunden und die Rechnungen sollen sie zusammen mit dem Geld in einer Kiste mit drei verschiedenen Schlössern einschliessen.[1]
1787 Am 14. September ist die Dorflade fertig gezimmert. Den ersten Schlüssel bekommt Seckelmeister Greuter, der Chirurg. Einen weiteren Schlüssel erhält der Gerichtsschreiber und Wirt Weber und den dritten der Dorfmeier. Die Dorflade wird schliesslich vom Haus des Seckelmeisters, der Badestube (heute Walderstrasse 9), ins Wirtshaus Hirschen gebracht. Autor Markus Brühlmeier sieht dies als Zeichen für den Übergang der dörflichen Verwaltung aus den Händen einzelner Familien an eine breitere Führungsschicht.[1]
1790 Das Ritterhaus Bubikon wird unerwartet an die Stadt Zürich verkauft. Damit endet die Amtszeit von Statthalter Felix Lindinner.[1]
Wie lange die Dorflade dann im Gebrauch war, ist nicht bekannt. In einigen Quellen wird sie auch als Gemeindelade bezeichnet.[2]
1999 In der Edition Moderne erscheint der Comic Ritterhaus Bubikon von Frida Bünzli. Auf den letzten drei Seiten ist die Geschichte der Dorflade auf witzige Weise erzählt.[3]
Siehe auch
Fotos
Bilder zu «Die Dorflade von Hinwil»:
Unterlagen im Archiv Ortsgeschichte Hinwil
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Brühlmeier, Markus (1995): Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. © Gemeinde Hinwil/Markus Brühlmeier. Buchverlag Druckerei Wetzikon AG. 320 Seiten. Seiten 142 bis 144.
- ↑ Brühlmeier, Markus (1992): Gemeindelade. Textblatt zur Gemeindelade mit Quellenangabe Staatsarchiv Zürich B VII 7.5, S. 364, 389, 429.
- ↑ Bünzli, Frida (1999): Ritterhaus Bubikon. Herausgegeben Markus Brühlmeier. Edition Moderne, Zürich. 48 Seiten.