Die Post in der Gemeinde Hinwil

Ein gut funktionierender Postdienst bildete eine wichtige Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung. Zeitweise wurde in Hinwil die Post viermal täglich zugestellt.
Chronologie
Kuriere, Kutschen und das erste Postbüro
Ursprünglich besorgten Mönche, Soldaten, Kaufleute oder eigens dafür angestellte Boten die Übermittlung von Sendungen, Geld oder Paketen. Die Botengänge kamen Vertrauensdiensten gleich und die Boten galten als halbamtliche Personen. [1] Pfarrer Arnold Näf schreibt: «Hottinger aus dem Weissenbach ging mit dem Räf über die Forch nach Zürich, Pfenninger aus dem Breitacher und Diener von Wernetshausen fuhren nach Schirmensee, Ferdinand Weber und Walther im Unterdorf nach Winterthur.» [2] Vor der Zeit der Eisenbahn scheint der Wasserweg von Schirmensee bei Feldbach nach Zürich rege benutzt worden zu sein. [2]
Um 1850 Bezirksrat Johann Heinrich Nauer richtet in seinem Wohnhaus ein Postbüro ein (heute Walderstrasse 7). [3] Nauer erhält für die Betreuung des Postbüros 200 Franken pro Jahr. [1]
1858 Johann Heinrich Nauer hat nun auch Briefträgerdienste zu leisten: zweimal täglich im Dorf und einmal pro Tag in die Aussenwachten. [1]
1864 Am 1. September wird der erste Briefträger angestellt: Johannes Knecht entlastet Posthalter Nauer und erhält 500 Franken im Jahr. [1]
1867 Im Postbüro wird eine Telegrafenverbindung installiert. [3] Für die Leitung sind 100 Telegrafenstangen nötig und die Kosten dafür (1000 Franken) zahlt die Gemeinde Hinwil in 10 Jahresraten ab. [2]
1869 Postkutschen verkehren zweimal täglich zwischen Hinwil und Wetzikon sowie zwischen Hinwil und Rüti. [4]
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Postbüro an der Walderstrasse 7, undatiert
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Johannes Knecht, undatiert
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Hinwil–Rüti, undatiert
Wandel durch die Eisenbahn
1876 Eröffnung der Bahnlinie Effretikon–Hinwil. Es verkehren drei Postkurse täglich in jede Richtung. Die Hinwiler Briefträger müssen die Bahnwagen begleiten. [1]
1880 Johann Heinrich Nauer tritt als Posthalter zurück. Sein Sohn Wilhelm Nauer wird zu seinem Nachfolger. [5]
1885 Per 1. November wird ein dritter Briefträger angestellt. Nun erhalten auch Wernetshausen, Ringwil, Erlosen, Bossikon und Unterholz die Post zweimal täglich. [1]
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Hinwil–Rüti letzte Fahrt, 1901
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Letzter Halt in Dürnten, 1901
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Wilhelm Nauer, undatiert
Das Postgebäude von 1890
1892 Das Postbüro wird ins neue Gebäude verlegt (heute Bahnhofstrasse 14), das Postmeister Wilhelm Nauer erstellen lassen hat. [1]
1897 Die Postzustellung geschieht ab dem 1. Juli dreimal täglich, denn es ist ein vierter Briefträger angestellt worden. [1]
1901 Die Eröffnung der Uerikon-Bauma-Bahn führt zu einer Zunahme der täglichen Postzüge. Der Kutschenbetrieb zwischen Rüti und Hinwil wird eingestellt. [1]
1909 Die Post wird nun viermal täglich zugestellt. [1]
1914–1918 Einschränkungen während des 1. Weltkriegs: Werktags dreimalige Zustellung, Sonntags keine mehr. [1]
1920 Reduktion auf zwei Zustellungen je Arbeitstag. [1]
1930 Der Posthalter und drei Angestellte besorgen den Bürodienst, sieben Briefträger den Postzustelldienst. [4]
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Briefträger Henri Knecht, undatiert
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Konrad Pfister, undatiert
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Heinrich Wolfensberger, undatiert
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Johannes Knecht, Posthannis, undatiert
1934 Bis zu diesem Jahr obliegt dem Hinwiler Postpersonal die durchgehende Bedienung der Telefonzentrale im Postbüro. Jede Nacht hütet einer der Briefträger das Dienstlokal und stellt auf Wunsch Verbindungen her. [1]
1940 Die veraltete Schalteranlage wird ersetzt durch die aus der ehemaligen Poststelle im ‘’Landidörfli’’ an der Landesausstellung in Zürich 1939. [1]
1948 Per 2. Oktober wird der Bahnbetrieb Hinwil–Bauma eingestellt. Die Post wird dort mit Bussen der Verkehrsbetreibe Zürcher Oberland (VZO) befördert. [1]
1951 Das Postbüro Hinwil wird zu einem Postamt umgewandelt. Personalbestand: Ein Verwalter, ein Betriebsbeamter, eine Betriebsgehilfin und ein Briefbote. [1]
1959 Das Postamt Hinwil bekommt am 16. März ein Motorfahrzeug für den Zustelldienst im Berggebiet. [1]
1967 Ein zweites Postauto erlaubt die motorisierte Zustellung in den übrigen Aussenwachten. [1]
1971 Aufteilung in Brief- und Geldpost sowie Paketpost. Zwei weitere Fahrzeuge und Mofas stehen zur Verfügung. [1]
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Bahnhofstrasse 14, vor 1960
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Bahnhofstrasse 14, 1965
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Schalterraum, 1970
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Bahnhofstrasse 14, 1976
Das Postgebäude von 1976
1976 Der Neubau an der Bahnhofstrasse 10 wird eröffnet. Personalbestand: Ein Verwalter, ein Bürochef, drei Betriebsassistentinnen, drei Lehrlinge und zwölf uniformierte Beamte. «Als personellen Gründen können aber niemals alle vorhandenen sechs Schalter gleichzeitig offengehalten werden», schreibt Postverwalter Frei zur Eröffnung. [1]
1991 Ernst Frei wird pensioniert. Sein Stellvertreter Arthur Egli wird zu seinem Nachfolger. [6]
2001 Nach 41 Jahren bei der Post tritt Poststellenleiter Arthur Egli in den Ruhestand. Seine Nachfolgerin wird Sandra Gugolz. [6]
2012 Das Postgebäude an der Bahnhofstrasse 10 wird umgebaut.
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Bahnhofstrasse, 1978
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Fritz Anner, 1993
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Bahnhofstrasse 10, Umbau 2012
Logistikzentrum von 2010
2010 Nach einem Jahr Bauzeit wird das Logistikzentrum der Post an der Studbachstrasse 11 in Betrieb genommen. Es umfasst 5300 Quadratmeter Hallenfläche. Von hier aus werden Pakete und Briefe in der Region verteilt. [7]
2017 Die Post setzt elektrisch betriebene Lieferwagen im Zustelldienst ein. [8]
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Studbachstrasse 11, 2010
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Studbachstrasse 11, 2010
Die Post in Wernetshausen (1910–2001)
1910 Am 1. Januar erhält Wernetshausen eine Postablage. [1] Sie befindet sich zunächst im Haus an der heutigen Frohbergstrasse 2, später an der Höhenstrasse 33 und ab 1958 an der Sennhüttenstrasse 4. [9]
1953 Ab dem Frühling wird die Post dreimal täglich per Autobus nach Wernetshausen gebracht. Am 30. September tritt dort Albert Grimm-Schmid nach 37 Jahren als Posthalter in den Ruhestand. Er hat jeweils die Post in Hinwil abgeholt: Zuerst mit einem Handwagen, dann mit einem Hundegespann und zuletzt mit einem einspännigen Brückenwagen (Foto). Seine Ehefrau war ebenfalls für die Post tätig. [10]
1958 Werner und Lotti Fisch übernehmen die Poststelle in Wernetshausen und führen sie während 32 Jahren. [9]
2001 Die Poststelle Wernetshausen wird Ende September aufgehoben. [6]
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Postablage Wernetshausen, um 1916
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Internierte Soldaten, 1941
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Posthalter Albert Grimm, um 1950
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Alt Posthalter Grimm mit Familie, 1959
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Sennhütten-strasse 4, 1992
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Post Wernetshausen, 1992
Siehe auch
- Nauer, Wilhelm (1874–1927)
- Walderstrasse 7
- Bahnhofstrasse 14
- Bahnhofstrasse 10
- CD Werner Fisch
Unterlagen im Archiv Ortsgeschichte
- Baugeschichtliches Archiv: Bahnhofstrasse 14
- Baugeschichtliches Archiv: Bahnhofstrasse 10
- Baugeschichtliches Archiv: Walderstrase 7
- Dokumentenarchiv: Post (diverse Dossiers)
Einzelnachweise
- ↑ 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 1,13 1,14 1,15 1,16 1,17 1,18 1,19 1,20 Frei, Ernst (1976): Erinnerungen an ein Stück Ortsgeschichte. Artikel von Postverwalter Ernst Frei in der Regionalzeitung Zürcher Oberländer vom 12. März 1976 zur Eröffnung des neuen Postgebäudes in Hinwil.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Näf, Arnold (1869): Geschichte der Kirchgemeinde Hinweil mit Hinweisungen auf die Umgebung. Von Arnold Näf, Pfarrer. Verlag Friedrich Schulthess, Zürich. 232 Seiten.
- ↑ 3,0 3,1 Brühlmeier, Markus (1995): Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. © Gemeinde Hinwil/Markus Brühlmeier. Buchverlag Druckerei Wetzikon AG. 320 Seiten.
- ↑ 4,0 4,1 Keller, Hans (1930): Die Post im alten Hinwil. Beitrag im dritten Jahrheft der Antiquarischen Gesellschaft Hinwil 1930, Seiten 17 bis 19. (Das Heft ist im Archiv Ortsgeschichte Hinwil erhältlich.)
- ↑ Antiquarische Gesellschaft Hinwil (1941): Sechzehntes Jahrheft 1941. Nachruf auf Wilhelm Nauer (1874–1941).
- ↑ 6,0 6,1 6,2 TOP HIWIL (2001): Zeitschrift für die Hinwiler Bevölkerung. Herausgegeben von der Gemeinde Hinwil. Ausgabe Nr. 117 vom 27. Juni 2001.
- ↑ TOP HIWIL (2010): Zeitschrift für die Hinwiler Bevölkerung. Herausgegeben von der Gemeinde Hinwil. Ausgabe Nr. 198 vom 23. Juni 2010.
- ↑ Bericht in der Lokalzeitung Zürcher Oberländer vom 23. Juni 2017.
- ↑ 9,0 9,1 Boner, Ina (2001): Adieu Post Wernetshausen. Artikel in der Dorfzeitung Nöis für öis, Nr. 38 vom September 2001.
- ↑ Bericht in der Lokalzeitung Der Freisinnige vom 30. September 1953. Gemeindechronik Hinwil 1953, Seite 72.