Stübi, Martha (1932–2016)
Stübi, Martha (1932–2016) | |
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Vorname: | Martha |
Nachname: | Stübi |
Allianzname: | Sölkner |
Geschlecht: | weiblich |
Geburtsdatum: | 26. Juni 1932 |
Todesdatum: | 4. Dezember 2016 |
Martha Stübi (geb. 26. Juni 1932; gest. 4. Dezember 2016). Martha Stübi kam als junge Frau aus dem Österreich der Nachkriegszeit in die Schweiz, um Arbeit zu finden und fand im Girenbad ihren neuen Lebensmittelpunkt. Ihr reiches Innenleben lebt fort in ihren Gedichten und Geschichten.
Leben
1932 Martha Sölkner wird am 26. Juni in der Nähe von Graz geboren. Sie ist das zweitjüngste von acht Kindern.[1]
1935 Tod des Vaters. Die Kinder bekommen später einen Stiefvater.[2]
1941 Marthas Mutter stirbt an Diphterie. Der Stiefvater heiratet wieder und so kommen die Kinder überraschend zu einer Stiefmutter.[3] Die Familie zieht nach Judendorf-Strassengel bei Graz. Auf dem Schulweg wird ihrem Bruder Gustl bei einem Luftangriff ein Bein weggeschossen, was Martha traumatisiert. Sie zieht bis ins hohe Alter den Kopf ein, wenn sie das Dröhnen eines Flugzeuges hört.[1]
1947 Nach der Schulzeit arbeitet Martha als Dienstmädchen, Bürohilfe und in einem Erholungsheim.[2] Martha zieht es in die Ferne. Sie träumt davon, in Schweden zu leben.[1]
1954 Ab dem 1. März arbeitet Martha für sechs Monate im Spital Walenstadt.[2] Nach einer Ausbildung im Hotelservice in Zürich arbeitet Martha ab dem 10. Oktober im Restaurant Sennhütte auf der Strahlegg. Später beschreibt sie, wie sie einmal im Winter von der Strahlegg nach Steg gelangt, Besorgungen macht und wieder bergauf zurückkehrt. Das ist ihr erstes Erlebnis mit Skis an den Füssen.[4]
1956 In der Sennhütte wechselt die Pächterfamilie. Martha Sölkner kehrt nach Österreich zurück.[2]
1957 Ab dem 4. Februar arbeitet Martha bei der Familie des Prinzen Auersperg als Stubenmädchen, Kindermädchen und Köchin. Ein Besuch aus der Schweiz überredet sie, doch zurückzukehren. Martha wechselt am 27. September ins Kurhaus Girenbad. Es beherbergt damals noch Kurgäste. Sie lernt Hans Stübi kennen, der im Girenbad wohnt.[2]
1958 Hans Stübi und Martha Sölkner heiraten. Sie wohnen zeitweise im Schloss (heute Badstrasse 9).[2]
1959 Sohn Hanspeter kommt zur Welt, zwei Jahre später Tochter Gabriele und 1963 Tochter Hannelore. Die Familie lebt im Vierfamilienhaus (heute Lätschweg 1. Es gehörte einst zur Weberei Laetsch. Martha unterstützt ihre Schwägerin Trudi Stübi, die im gleichen Haus wohnt und führt einen privaten Mittagstisch.[5] Stübis halten Tiere in einem Gebäude, das Hans «unsere Ranch» nennt (heute Girenbadstrasse 98.1).[5]
Martha Stübi ist viele Jahre lang Hauswartin im Schulhaus Girenbad. Dabei wird sie von Hans unterstützt: Er pflegt die Umgebung, auch das Rägewisli. Das Bord beim Turnplatz wird so genannt, weil angeblich unweigerlich Niederschlag einsetzt, sobald Hans dort gemäht hat.[5] Martha übt ihr Amt mit grossem Engagement aus. Am Schulsilvester lädt sie oft die ganze Klasse zu sich ein.[5]
1992 Martha Stübis Gedichtband Fahrende Gedanken erscheint. Alfred Fassbind hat Martha Stübi bei der Publikation unterstützt.[5]
1994 Im Februar liest Martha Stübi im Schulhaus Girenbad aus ihren Werken vor. Nachbarin Christine Bircher spielt zwischendurch auf der klassischen Barock-Gitarre.[6]
1994 Martha Stübi tritt in den Ruhestand. Im Schulhaus Girenbad findet eine Feier statt. Die Klasse singt ein extra für Martha getextetes Lied.[5] Martha Stübi verwirklicht einen lang gehegten Wunsch und unternimmt eine Reise nach Nepal.[1] Martha und Hans haben drei Enkel, die sie gerne auf Besuch haben und verwöhnen.[1]
2004 Im März stirbt Hans Stübi an einem Herzversagen.[1]
2016 Martha Stübi verstirbt am 4. Dezember.[1] Sie hat am Ende ihres Lebens im Pflegeheim Hinwil gewohnt.
2018 An der 80. Ausgabe des Samschtig-Kafi stellt Alfred Fassbind Martha Stübi und ihr Werk vor. Ihn verband eine jahrelange und enge Freundschaft mit Martha Stübi. Beide schätzen den Tenor Joseph Schmidt (1904–1942). Alfred Fassbind ist sein Biograf.
Wirken
«[Sie trat] mit ihren Werken kaum an die Öffentlichkeit. Dennoch verströmte sie selbstlose Menschlichkeit in ihrer Liebe und Fürsorge an Bedrängte und Bedürftige ihres Umkreises.»[7]
«Müsste man diese Frau mit wenigen Worten beschreiben, würde ich sie als bescheiden, demütig, grosszügig, fleissig, unglaublich gütig und hilfsbereit beschreiben. [...] Ihr Leben war arbeitsreich und immer auf andere bedacht. Allen sollte es gut gehen, für sich selber hat sie nie ein Stück vom Kuchen genommen. Nebst ihrer geliebten Familie hatte Martha zwei absolute Highlights in Ihrem Leben: die Reise nach Nepal und die Veröffentlichung ihres Gedichtbandes Fahrende Gedanken. Viele kleine Geschichten hat sie selbst gebunden und durfte ab und zu an Veranstaltungen eine Lesung halten. Die kleinen Geschichten sind immer auch mit ein bisschen Wahrheit bestückt, lustig und spannend zu lesen.»[1]
Textbespiele
Wenn ich in meiner stillen Klause
wie nirgends sonst im Glück zu Hause,
mit Sehnen meine Träume spinne,
ich ganz der lauten Welt entrinne.
Den Himmel streich ich rosa mir
und stell die Sorgen vor die Tür.
Gelobt seist du, mein Kämmerlein,
wo ich darf frei und glücklich sein.
Jeder gute Gedanke ist ein Stück Wahrheit und ein wichtiger Stein zum Aufbau einer besseren Welt.
Ein Blättlein fiel vom Schattenbaum,
träumte von Glück und Wonne,
es kannte Licht und Wärme kaum,
sehnt' sich nach Freud und Sonne.
Es fiel und liess sich schaukelnd wiegen
und tanzte mit dem Sommerwind.
Man sah es auch im Herbstwind fliegen,
fröhlich lachend wie ein Kind.
O Blättlein klein, der Winter naht,
er kommt mit Groll und Brausen.
Er wird dich treten, armes Blatt,
vertreiben deine Flausen.
Nun denn, dann ist es halt so weit,
das darf mich nicht verdriessen,
denkt sich das Blatt, will die gute Zeit
noch tausendfach geniessen.
Werke
- Fahrende Gedanken, Gedichte, 1992
- Als das Girenbad noch ein richtiges Kurhaus war (autobiografisch), 1993
- Medium:Wanderjahre, Autobiografie bis 1957
Siehe auch
Unterlagen im Archiv Ortsgeschichte
Dokumentenarchiv: Personen: Stübi Martha
Fotos
Bilder zu «Stübi, Martha (1932–2016)»:
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Ackermann-Stübi, Hannelore (2025): Lebenslauf von Martha Stübi-Sölkner. 1 Seite A4. Erhalten am 28. August 2025 von Martha Stübis Tochter Hannelore Ackermann-Stübi.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Stübi, Martha (1999): Wanderjahre. Jeder Weg ist eine neue Hoffnung. Erinnerungen. 41 Seiten, Ringheftung (siehe auch Werke).
- ↑ Rüede, Kathrin (1994): Eine still in sich gekehrte Poetin. Artikel in der Gemeindezeitung TOP HIWIL Ausgabe Nr. 58 vom Januar 1994.
- ↑ Plüss, Mark (2014): Zum ersten Mal auf Skis. Lesetheater nach einem Text von Martha Stübi. Aufgeführt an der Weihnachtsfeier 2014 im Schulhaus Girenbad durch die Klasse von Franziska Spörri. 6 Seiten A4.
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 Chronist vor Ort.
- ↑ Hofmann, Susi (1994): Wort und Musik in und aus Girenbad. Text und Foto in der Regionalzeitung Zürcher Oberländer vom 16. Februar 1994.
- ↑ Eugster, Uli (2018): Martha Stübi, die empfindsame Poetin. Artikel in der Gemeindezeitung TOP HIWIL, Ausgabe vom März 2018.