Weberei Girenbad (1856–1931)

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Die Weberei Girenbad zählte um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu den grössten Arbeitgebern der Gemeinde. Der Besitzer Ernst Laetsch galt als fortschrittlicher Arbeitgeber mit patriarchalischem Führungsstil. Zur Firma gehörten diverse Wohnbauten in Girenbad und Ringwil sowie ein Fabrikweiher.


Vorgeschichte

1822 Kaspar Honegger erbaut eine Spinnerei im Girenbad (heute das Kosthaus an der Höhenstrasse 108).[1]

Chronologie

1855 Fabrikant J. Jakob Laetsch, Metzger in Wald, J. Gottlieb Brunner, Kronenwirt in Wald und der Badwirt J.J. Knecht aus Girenbad erwerben Land am Rand des Falletschtobels.[1]

1856 Die drei Initianten lassen auf dem Gelände eine mechanische Weberei erstellen.[1]

1870 Die Weberei wird erweitert. Nun sind 150 Webstühle in Betrieb.[2]

1874 Inzwischen gehört die Firma nur noch Brunner und Laetsch. Die beiden bauen die ehemalige Spinnerei Girenbad (heute Höhenstrasse 108) in ein Kosthaus um mit Wohnungen für die Fabrikbelegschaft. Sie kaufen weitere Wohnliegenschaften, unter anderem zwei Wohnungen im Schloss (heute Badstrasse 9) und weitere in Ringwil.[3]

1890 Karl Laetsch (1840–1896), der Sohn des Mitbegründers, übernimmt die Firma ins Alleineigentum. Die Produktion wird von Calicot-Gewebe auf Feingewebe umgestellt. Vor allem Popeline für Hemden wird gewoben.[4]

1896 Karl Laetsch verstirbt überraschend. Sein Sohn Ernst (1879–1961) übernimmt die Leitung der Firma, obwohl er erst 17 Jahre alt ist.[5]

1904 Eine Fabrik-Krankenkasse in Form eines Vereins entsteht.[4]

1920 Blütezeit der Firma mit 85 Angestellten, drei Viertel davon Frauen. Ernst Laetsch beschafft sich ein Automobil.[4]

1921 Ernst Laetsch gründet eine Stiftung mit fast 300'000 Franken Startkapital. Sie dient der Alters- und Lebensversicherung des Personals sowie für dessen Ferien. Versicherungen dieser Art sind damals noch sehr selten.[4]

1921–1927 In dieser Zeit lässt Ernst Laetsch oberhalb der Strasse nach Ringwil für die damalige Zeit recht grosse Personalhäuser bauen (heute Lätschweg). Die Belegschaft der Firma darf alle 14 Tage in zwei Gruppen aufgeteilt im Kurhaus Girenbad ein Bad nehmen.[4]

1932 Anfangs Jahr wird der Betrieb eingestellt (andernorts ist der Zeitpunkt mit Ende 1931 angegeben). Zu dieser Zeit sind noch 55 Personen in der Weberei beschäftigt, 33 Frauen und 22 Männer.[4] Als Grund für die Schliessung gilt der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften.[5]

Später dient das leere Fabrikgebäude als Unterkunft für den freiwilligen Arbeitsdienst und während des 2. Weltkriegs als Lager für Flüchtlinge und internierte Soldaten.

1949 Das Gebäude der ehemaligen Weberei Girenbad brennt am Sonntag, 27. November ab. Während das Haupthaus abgebrochen werden muss, bestehen zwei kleinere Gebäude und eine ehemalige Trafostation bis heute (Girenbadstrasse 107).

Siehe auch

Fotos

Bilder zu «Weberei Girenbad (1856–1931)»:

Unterlagen im Archiv Ortsgeschichte

  • Dokumentenarchiv: Wirtschaft: Weberei Laetsch
  • Dokumentenarchiv: Geschichte: Lager Girenbad (diverse Dossiers)

Presse

  • Meili, Anna (2003): Wie ein gütiger Vater? Heimatspiegel vom Juni 2006. Illustrierte Beilage zur Regionalzeitung Zürcher Oberländer.

Karte

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Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Brühlmeier, Markus (1995): Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. © Gemeinde Hinwil/Markus Brühlmeier. Buchverlag Druckerei Wetzikon AG. 320 Seiten. Seite 189.
  2. Brühlmeier, Markus (1995): Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. © Gemeinde Hinwil/Markus Brühlmeier. Buchverlag Druckerei Wetzikon AG. 320 Seiten. Seite 190.
  3. Brühlmeier, Markus (1995): Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. © Gemeinde Hinwil/Markus Brühlmeier. Buchverlag Druckerei Wetzikon AG. 320 Seiten. Seite 191.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 Ohne Autorenangabe, ohne Jahr: Die Weberei Girenbad. Dokument im Archiv Ortsgeschichte Hinwil. 6 Seiten A4 mit Quellenangaben.
  5. 5,0 5,1 Meili, Anna (2003): Wie ein gütiger Vater? Heimatspiegel vom Juni 2003. Illustrierte Beilage zur Regionalzeitung Zürcher Oberländer vom Juni 2003. 6 Seiten.
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