Sagen aus Hinwil
Hier stehen sechs Sagen. Fünf davon beziehen sich auf Orte in Hinwil, eine auf eine Höhle in der Nähe.
Allgemeines
Die folgenden Texte sind in einfacher Sprache abgefasst. Fast alle diese Sagen sind im Original zu finden im Buch Zürcher Sagen von K. W. Glaettli.[1]

Das Gyrenbad
Ein Bauer war unterwegs am Allmen. Da beobachtete er, wie ein Geier (Gyr) sein verletztes Bein in einer Quelle badete. Bald darauf war der Fuss wieder gesund. Der Bauer nahm selbst ein Bad in der Quelle. Er merkte, dass es auch ihm gut tat. Bald darauf eröffnete er ein Heilbad für Gäste, das Kurhaus. Es war fast 500 Jahre in Betrieb und ziemlich bekannt. Der Vogel, der dem Ort den Namen gab, könnte ein Bartgeier gewesen sein.

Die gleiche Sage erzählt man auch vom Gyrenbad bei Turbenthal. Das heutige Hotel war früher auch ein bekanntes Heilbad.
Der Zwölfistein
An der Strasse von Wernetshausen nach Orn steht ein grosser Stein aus Nagelfluh. Um Mitternacht dreht er sich, und zwar bei jedem Schlag der Kirchenglocke einmal. Schon viele Leute haben sich auf die Holzbank neben dem Stein gesetzt, um das zu beobachten. Aber vor lauter Anderem haben sie es verpasst.

Die Täuferhöhle
Auf der Nordseite des Allmens liegt eine geräumige Höhle. Es heisst, hier hätten sich vor etwa 500 Jahren Täufer versteckt. Diese Menschen wurden damals wegen ihres Glaubens verfolgt. Um falsche Spuren zu legen, hätten sie ihren Pferden die Hufeisen verkehrt aufgenagelt. In der Decke der Höhle ist ein langer Riss zu sehen. Er soll sich geöffnet haben, als Jesus am Kreuz starb. Die Höhle liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Bäretswil.

Die Feuerhexe
Am 12. Oktober 1955 sah ein Bauer oberhalb von Hinwil eine unbekannte Frau. Sie war gross und dünn und trug einen langen, grauen Rock. Ein Kopftuch verdeckte ihr Gesicht. Mit einem Stock drückte sie das Gras zur Seite, als ob sie etwas suche. Als der Bauer ihren Weg kreuzte, schossen aus den Augen der Frau zwei gelbe Blitze hervor. Der Mann wagte es nicht, die Unbekannte anzusprechen. Die Frau des Bauern beobachtete die Feuerhexe etwas später auch noch. Am gleichen Abend geschah in der Familie ein Unglück.
Auf dem Hagheer
Der Hagheer ist ein Hügel im Wald beim Ringwiler Weiher. Die gemütliche Feuerstelle wird oft vom Kindergarten besucht. Hier soll einst die Burg Ringwil gestanden haben. Tatsächlich findet man merkwürdige Steine im Boden. Ein alter Girenbader wusste, dass es auf dem Hagheer spukt: «Dort kämpfen in der Nacht Ritter auf Pferden gegeneinander. Die Ritter sind Geister.»

Das Schloss im Girenbad
Gleich neben dem Kurhaus steht ein uraltes Haus. Es wird Schloss genannt. Früher traf sich hier das Gericht. Es heisst, in alter Zeit seien im Dachboden Gefängniszellen gewesen. Dort hätte man Folterwerkzeuge aufbewahrt. Vom Schloss aus soll ein Geheimgang zur Täuferhöhle führen, ein anderer zur Ruine Bernegg.

Weblinks
Glaettli, K.W. (1959): Zürcher Sagen bei e-periodica.ch/aufgerufen am 16. Juni 2021
Einzelnachweise
- ↑ Glaettli, Karl Werner (1970): 1200 Zürcher Sagen. Zweite, vermehrte Auflage. Verlag Hans Rohr, Zürich. 276 Seiten inkl. Quellenangaben, Orts- und Sachregister. (Die 1. Auflage erschien 1959 und ist online verfügbar, siehe Weblinks.)