Ortsgeschichte Hinwil: Regeneration (1830–1848)
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Hinwil in diesem Zeitabschnitt
Nach einem Umsturz in Paris fordert auch in der Schweiz das Volk mehr Mitsprache. Eine der wichtigsten Versammlungen ist der Ustertag vom 22. November 1830. Der Druck auf die konservative Zürcher Regierung wird zu gross und die Liberalen kommen an die Macht. 1831 erhält der Kanton Zürich eine demokratische Verfassung und Hinwil wird zum Bezirkshauptort. Das neue Gemeindegesetz von 1831 teilt die politische Gemeinde auf in Einwohner-, Bürger-, Kirch- und Schulgemeinde. Innert kurzer Zeit kaufen sich die Gemeindeteile von den Zinsabgaben der Zehnten frei.[1]

«Durch Hinwils Lage an den Wasseroberläufen bleibt die Industrialisierung im 19. Jahrhundert hinter benachbarten Gemeinden zurück.»[2] Weite Teile der Bevölkerung stehen Neuerungen kritisch gegenüber. Dies zeigt sich am Beispiel des so genannten Züriputsches: Am 6. September 1839 marschieren rund 4000 Mann aus dem Oberland in Zürich ein und stürzen nach kurzem Gefecht die liberale Regierung. Pfarrer Johannes Abegg aus Hinwil führt dabei die Unzufriedenen aus seiner Gemeinde an. Der Unmut der Landbevölkerung richtet sich insbesondere gegen die Schulreform.[1]
Jahre und Ereignisse
1831 Hinwil wird Bezirkshauptort. Auch Dürnten hat sich darum beworben.
1831 Verheerende Überschwemmungen durch den Wildbach mit Todesopfern am 29. Juli.
1832 Bau des ersten Bezirksgebäudes durch eine private Aktiengesellschaft. Bis es fertig errichtet ist, stellt Gemeindepräsident Hans Heinrich Hotz einen Teil seines Hauses Frohwies als Sitz der Bezirksverwaltung zur Verfügung.
1832 Brand von Uster: Auch Hinwiler Handweber beteiligen sich an der Zerstörung von Textilmaschinen. (Quelle?)
1834 Meister Schneebeli von Ringwil erhält den Auftrag zum Neubau der langen Kirchentreppe.[3]
1835 Das Baugeschäft Wolfensberger wird gegründet.
1836 Hinwil zählt 2729 Einwohnerinnen und Einwohner, «davon 2678 Kantonsbürger, 25 Schweizerbürger und 26 Fremde».[4]
1837 Das neue Fabrikgesetz enthält ein Arbeitsverbot für Kinder unter zwölf Jahren. In Hinwil gibt es breite Opposition dagegen.[1]
1842 Die Schule Unterholz wird gegründet. Sie hat zeitweise schon seit 1746 bestanden. Der Rekurs der Hinwiler gegen diese Gründung wird vom Regierungsrat abgelehnt und das neu erbaute Schulhaus am 1. Dezember 1845 bezogen.[5]
1845 Eine bisher unbekannte Kartoffelkrankheit breitet sich aus. In Hinwil eignen sich gerade noch ein Viertel der Kartoffeln einigermassen zum Verzehr. Auch die Ernten von Obst, Getreide und anderen Ackerfrüchten bleiben hinter den Erwartungen zurück. In der Not wird Mais als Nahrungsmittel zugekauft. Von dem heisst es, er sei nur bei grösstem Hunger geniessbar.[1]
Siehe auch
- Erstes Schulhaus in Wernetshausen, Baubeginn 1832, vollendet 1838
- Mechanische Baumwollspinnerei im Hinwiler Tobel, erbaut 1834 durch Zunftrichter Hans Heinrich Egli.[6] Das Gebäude trägt heute die Adresse Tobelstrasse 21.
- Haus zur Farb an der Zürichstrasse 18, erbaut 1838
- Säge mit Wasserrad im Unterdorf, 1841 erbaut, ab 1848 Wattefabrik, Zürichstrasse 16
- Restaurant Kreuz, 1842 an Stelle einer Färberei erbaut, heute Freihof[1]
- Villa Meiligut, 1843 erbaut
- Schulhaus Unterholz, 1845 erbaut
Fotos
Bilder zu «Ortsgeschichte Hinwil: 10. Regeneration (1830–1848)»:
Filme
- Von den Dorfgemeinden zur Politischen Gemeinde (4:18)
Literatur
- Brühlmeier, Markus (1995): Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. © Gemeinde Hinwil/Markus Brühlmeier. Buchverlag Druckerei Wetzikon AG. 320 Seiten. Informationen im Zusammenhang mit diesem Zeitabschnitt finden sich dort unter anderem auf folgenden Seiten: 94–97, 157–175, 182–185
- Wettstein, Walter: Die Regeneration des Kantons Zürich. Die liberale Umwälzung der dreissiger Jahre. Zürich 1907.
- Schmid, Bruno (Koord.)(1989): Züriputsch 6. September 1839 Sieg der gerechten Sache oder Septemberschande?
Weblinks
- Artikel zum Straussenhandel (Züriputsch) im Historischen Lexikon der Schweiz
- Artikel zum Zeitabschnitt der Regeneration im Historischen Lexikon der Schweiz
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Brühlmeier, Markus (1995): Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. © Gemeinde Hinwil/Markus Brühlmeier. Buchverlag Druckerei Wetzikon AG. 320 Seiten.
- ↑ Markus Brühlmeier: "Hinwil", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.12.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000089/2007-12-18/, konsultiert am 18.07.2025.
- ↑ Näf, Arnold (1870): Geschichte der Kirchgemeinde Hinweil mit Hinweisungen auf die Umgebung. Von Arnold Näf, Pfarrer. Verlag Friedrich Schulthess, Zürich. 230 Seiten. Seite 115.
- ↑ Näf, Arnold (1870): Geschichte der Kirchgemeinde Hinweil mit Hinweisungen auf die Umgebung. Von Arnold Näf, Pfarrer. Verlag Friedrich Schulthess, Zürich. 230 Seiten. Seite 131.
- ↑ Näf, Arnold (1870): Geschichte der Kirchgemeinde Hinweil mit Hinweisungen auf die Umgebung. Von Arnold Näf, Pfarrer. Verlag Friedrich Schulthess, Zürich. 230 Seiten. Seite 189.
- ↑ Näf, Arnold (1870): Geschichte der Kirchgemeinde Hinweil mit Hinweisungen auf die Umgebung. Von Arnold Näf, Pfarrer. Verlag Friedrich Schulthess, Zürich. 230 Seiten. Seite 228.