Bachtel

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Der Bachtel prägt das Landschaftsbild des Zürcher Oberlandes

Der Bachtel ist mit 1115 m ü. M. die höchste Erhebung auf dem Gemeindegebiet von Hinwil. Der aussichtsreiche «Zürcher Rigi»[1] ist der Hausberg des Zürcher Oberlandes und ein bekanntes Ausflugsziel.

Chronologie

Erwähnungen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit

Der «Bactalberg» auf der Karte von Hans Conrad Gyger, 1667

1279 Älteste schriftliche Erwähnung des Berges unter der Bezeichnung «Ahorn»: Die Ritter von Bernegg verkaufen ihre Lehensgüter am Berg an das Kloster Rüti. Von der ursprünglichen Bezeichnung leiten sich auch die Namen «Ahornberg», «Ornberg» und «Orn», noch heute Name eines Weilers am Fusse des Gipfels, ab.[2]

1627 Auf dem Nebengipfel Hochwacht wird ein militärischer Signalisationspunkt eingerichtet, der bis 1812 Bestand hat.[3]

1667 Auf der Karte des Zürcher Staatsgebiets von Hans Conrad Gyger (1599–1674) taucht der Name «Bactalberg» auf. Der Name dürfte von einem an der Bergflanke hinunterführenden Bach-Tal herrühren – wofür mehrere Tobel in Frage kommen.[4]

1674 In einer Urkunde über eine Erbteilung des Hofes Orn ist vom «Bachtelhölzli» und vom «Bachtelspitz» die Rede.[5]

Touristifizierung im 19. Jahrhundert

Lithografie des Bachtel-Kulm für ein Reklameinserat, 1860
Ölgemälde von E. Knecht mit Blick auf Hinwil und den optisch stark hervorgehobenen Bachtel, 1878
Ansichtskarte vom Bachtel, 1898
Ansichtskarte vom Bachtel, 1903
Ansichtskarte vom Bachtel Kulm, 1906

um 1800 Im Zuge der Aufwertung der Landschaft im europäischen Alpendiskurs[6] wird der Bachtel als Ausflugsziel entdeckt.[7]

1849 Der Zürcher Maler Heinrich Keller (1778–1862) erstellt das erste Panorama der Aussicht vom Bachtel. 1853 folgt ein zweites Panorama von Franz Schmid (1796–1851) und Heinrich Keller, das als Druckgraphik grössere Verbreitung findet.[8]

1852 Bau des ersten Gasthauses auf dem Bachtel-Gipfel.[9]

1854 Gottfried Graf aus Unterbach errichtet auf dem Gipfel des Bachtels offenbar zusätzlich eine «Trinkhütte» anlässlich eines Gesangfestes des Bachtelvereins. Die Hütte bleibt angesichts des Zuspruchs auch nach dem Fest in Betrieb.[10]

1856 Johannes Ryf vergrössert das bestehende Gasthaus. Mit sportlichen Wettkämpfen, darunter ein zehntägiges Schützenfest, wird die Bekanntheit des Ausflugsbergs gefördert.[11][12]

1860 Als Vorläufer des Bachtelturms besteht ein mit einer Leiter erschlossener Pfahl mit Aussichtsplattform.[13]

1861 Der Volksdichter Jakob Stutz weilt für ein Jahr als Hauslehrer der Wirtsfamilie Ryf im Gasthaus Bachtel-Kulm.[14]

1862 Erstmals werden auf dem Bachtel an einem Tag über tausend Besucherinnen und Besucher registriert.[15]

1871 Gründung des SAC Bachtel. Die ab 1877 eigenständige Sektion des Schweizerischen Alpenclubprägt in den folgenden Jahrzehnten den touristischen Aufschwung des Bachtels wesentlich mit.[16]

1873 Wirt Jakob Hürlimann baut die touristische Infrastruktur massgeblich aus. Im Juni wird eine Kegelbahn errichtet, und im Juli ein 27 Meter hoher hölzerner Aussichtsturm erstellt.[17]

1880 Das Schweizerische Alpenklubfest findet auf dem Bachtel statt.[18]

1883 Der Lehrer und Maler Heinrich Rottensweiler erstellt mit dem Wetziker Fabrikanten Wilhelm Honegger ein Panorama vom Bachtel, das mit Erfolg an der Landesausstellung in Zürich gezeigt und anschliessend auf dem Gipfel angebracht wird.[19]

1886 Der später als Dichter schweizweit bekannte Dürntner Lehrer Jakob Christoph Heer verfasst den ersten Wanderführer über den Bachtel und stellt ihm eine Ode Der Bachtel voran.[20]

1890 Ein Sturm zerstört den Bachtelturm.[21]

1893 Unter Federführung des SAC Bachtel wird ein neuer Aussichtsturm erstellt. Die Metallkonstruktion der Firma Bosshard aus Näfels ragt 30 Meter in die Höhe.[22] Zur Einweihung verfasst der Rütner Lehrer und Dichter Karl Rüegg mehrere Gedichte auf den Bachtel.[23] Der neu gegründete Verkehrsverein Hinwil widmet sich dem Ausbau von Wanderwegen und Infrastrukturen rund um den Bachtel.[24]

1894 Nach dem verheerenden Brand des Gasthauses lässt Gottfried Graf ein neues Restaurant mit Kegelbahn auf dem Gipfel erbauen.[25]

1898 Im Zuge der touristischen Hochkonjunktur des Bachtels wird das Hotel Bachtel in der Nähe des Bahnhofs Hinwil gebaut.[26] Es ist neben der Bachtelstrasse eines von mehreren Objekten, deren Namen auf den Hausberg Bezug nehmen.

Sport- und Ausflugsziel im 20. und 21. Jahrhundert

Hinwil am Fusse seines Hausbergs, des Bachtels.

1905 Der Wintersport hält Einzug: Ein erstes Schlittenrennen findet statt.[27]

1907 Das erste Skirennen am Bachtel wird ausgetragen.[28]

1921 Das Gasthaus wird von der neu gegründeten Genossenschaft Bachtelkulm aufgekauft, die aus Mitgliedern des SAC Bachtel besteht. Sie verpachtet den Restaurationsbetrieb.[29]

1933 Im Zuge der Wintersportbegeisterung wird beim Weiler Orn eine Skisprungschanze erbaut, die einige Jahre bestand hat.[30]

1967 Der Bachtel wird nach dem umstrittenen Ausbau der Zufahrtsstrassen unter Naturschutz gestellt.[31]

1986 Abbruch des alten Bachtelturms. Auf dem Bachtel wird ein neuer, 75 m hoher Aussichts- und Sendeturm errichtet.[32]

1993 Hundert Jahre nach seiner Errichtung und nach sieben Jahren Einlagerung wird der alte Bachtelturm auf dem Pfannenstiel unweit der Okenshöhe wieder aufgebaut.

2025 Nach mehrjähriger Umbauphase soll das Gipfelrestaurant wieder eröffnet werden.[33]

Fotos

Siehe auch

Karte

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Einzelnachweise

  1. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Wetzikon 1995, S. 209.
  2. Bauhofer, Arthur: Ahornberg und Bachtalberg, in: Antiquarische Gesellschaft Hinwil. Siebzehntes Jahrheft, 1944, S. 4–5.
  3. Glättli, K. W.: Die Hochwacht Orn, in: Antiquarische Gesellschaft Hinwil, neuntes Jahrheft 1936, S. 10–15.
  4. Bauhofer, Arthur: Ahornberg und Bachtalberg, in: Antiquarische Gesellschaft Hinwil. Siebzehntes Jahrheft, 1944, S. 5-7.
  5. Bauhofer, Arthur: Ahornberg und Bachtalberg, in: Antiquarische Gesellschaft Hinwil. Siebzehntes Jahrheft, 1944, S. 7.
  6. Stoffel, Patrick: Die Alpen. Wo die Natur zur Vernunft kam. Göttingen 2018.
  7. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Wetzikon 1995, S. 212–213.
  8. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Wetzikon 1995, S. 213.
  9. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Wetzikon 1995, S. 211.
  10. Glättli, K. W.: Aus der Geschichte des Bachtels, in: Antiquarische Gesellschaft Hinwil. Siebzehntes Jahrheft, 1944, S. 10.
  11. Glättli, K. W.: Aus der Geschichte des Bachtels, in: Antiquarische Gesellschaft Hinwil. Siebzehntes Jahrheft, 1944, S. 11.
  12. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Wetzikon 1995, S. 214–215.
  13. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Wetzikon 1995, S. 211.
  14. Zollinger, Jakob: Jakob Stutz. Lebensstationen, in: Jakob Stutz (1801–1877). Zürcher Oberländer Volksdichter und Zeitzeuge. Beiträge und Würdigungen. Pfäffikon / Wetzikon 2001, S. 96.
  15. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Wetzikon 1995, S. 215.
  16. Wahl, Wolfgang: Die Gründung und ihre Folgen, in: 150 Jahre SAC Sektion Bachtel. Jubiläum 2021, S. 8-12.
  17. Glättli, K. W.: Aus der Geschichte des Bachtels, in: Antiquarische Gesellschaft Hinwil. Siebzehntes Jahrheft, 1944, S. 11.
  18. Glättli, K. W.: Aus der Geschichte des Bachtels, in: Antiquarische Gesellschaft Hinwil. Siebzehntes Jahrheft, 1944, S. 14.
  19. Glättli, K. W.: Aus der Geschichte des Bachtels, in: Antiquarische Gesellschaft Hinwil. Siebzehntes Jahrheft, 1944, S. 11–12.
  20. Heer, Jakob Christoph: Der Bachtel. Ein Wanderziel und Aussichtspunkt. Hinweil 1886.
  21. Glättli, K. W.: Aus der Geschichte des Bachtels, in: Antiquarische Gesellschaft Hinwil. Siebzehntes Jahrheft, 1944, S. 11.
  22. Glättli, K. W.: Aus der Geschichte des Bachtels, in: Antiquarische Gesellschaft Hinwil. Siebzehntes Jahrheft, 1944, S. 12–13.
  23. Rüegg, Karl: Erinnerungen. Gelegenheitsdichtungen, Freunden und Schülern gewidmet. Rüti 1907.
  24. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Wetzikon 1995, S. 209.
  25. Glättli, K. W.: Aus der Geschichte des Bachtels, in: Antiquarische Gesellschaft Hinwil. Siebzehntes Jahrheft, 1944, S. 14.
  26. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Wetzikon 1995, S. 211.
  27. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Wetzikon 1995, S. 217.
  28. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Wetzikon 1995, S. 217.
  29. Glättli, K. W.: Aus der Geschichte des Bachtels, in: Antiquarische Gesellschaft Hinwil. Siebzehntes Jahrheft, 1944, S. 14.
  30. Glättli, K. W.: Aus der Geschichte des Bachtels, in: Antiquarische Gesellschaft Hinwil. Siebzehntes Jahrheft, 1944, S. 14.
  31. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Wetzikon 1995, S. 227.
  32. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Wetzikon 1995, S. 220.
  33. Webseite bachtel2025.ch
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