Aussenwacht

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Als Aussenwacht werden in Hinwil die sechs Ortsteile bezeichnet, die im 19. Jahrhundert zusammen mit der Wacht Hinwil die sieben Zivilgemeinden gebildet hatten: Ringwil, Girenbad, Wernetshausen, Hadlikon, Unterbach und Unterholz.

Begriffsklärung

Mit dem Begriff Wacht werden unterschiedliche Dinge angesprochen:

  • Hochwachten als Teil eines Warn- und Alarmsystems in der Alten Eidgenossenschaft.[1] In Hinwil war die Hochwacht bei Orn ein solcher Signalpunkt.
  • Aussenwachten. Im Raum Zürich wir unter einer Aussenwacht ein grösserer Weiler verstanden, der aber nicht über die Infrastruktur eines Dorfes verfügt, und etwas ausserhalb des Siedlungskerns liegt, zu dessen politischer Gemeinde sie gehört.[2]

Struktur der Gemeinde Hinwil

Karte der sieben Wachten (Zivilgemeinden) von Hinwil

Das Gemeindegebiet Hinwils teilt sich auf in das eigentliche Dorf und sechs Aussenwachten Ringwil, Girenbad, Wernetshausen, Unterbach, Hadlikon und Unterholz. Zu letzterem zählen auch zwei als Weiler bezeichnete Ortschaften auf dem Flachgebiet zwischen Hinwil und Wetzikon, nämlich Bossikon und Erlosen. Zusätzlich erstreckt sich das Gemeindegebiet auf der Ostseite, also der Tösstaler Seite des Bachtels (genauer: auf der Ostseite der Schufelberger Egg), mit einem relativ schmalen Streifen bis fast nach Gibswil. Dort befinden sich die zwei Weiler Schufelberg und Niderhus, die zur Aussenwacht Wernetshausen gehören.[3]

Geschichte

Vor Aufteilung der Dorfgenossenschaften

Die Dorfgenossenschaften waren eine Art Vorform der Gemeinden und regelten ihre eigenen Angelegenheiten. So war es zum Beispiel einem Bauer erlaubt, nur soviel Vieh auf die Allmend (gemeinsame Weide) zu treiben, wie er in der Lage war, im Winter durch Heu vom eigenen Land durchzufüttern. Neuzuzügern gegenüber waren die Genossenschaften anfänglich noch grosszügig und erlaubten denen, die kein oder nur wenig Land hatten, eine Kuh und ein Kalb auf die Allmend zu treiben.[4]

Mitte des 16. Jahrhunderts kamen etliche Ressourcen an ihre Kapazitätsgrenze. Selbst kargste Böden wurden nun bearbeitet.[5]

Das führte schliesslich zur Einführung der Gerechtigkeiten. Jedes bestehende Haus erhielt eine Gerechtigkeit, die eine entsprechende Nutzung des Waldes und der Weiden ermöglichte. Dazu gehörte ein volles Stimmrecht in Gemeindeangelegenheiten. Leidtragende waren die Taglöhner ohne eigenes Land. Sie wurden in den Genossenschaften zu so genannten Hintersässen mit deutlich weniger Rechten in den Genossenschaften.[6]

Nach der Aufteilung der Dorfgenossenschaften

1833 führte das Gesetz zur Trennung der öffentlichen und privaten Güter zu einer Aufspaltung der alten selbständigen Dorfgenossenschaften (Nutzungsgenossenschaften) in privatrechtliche Korporationen und öffentlich-rechtliche Zivilgemeinden. Die Zivilgemeinden übernahmen materielle Belange wie Flur-, Strassen-, Wasser- und Löschwesen. Da damit die Dorfgenossenschaften faktisch nur noch mit der Waldbewirtschaftung zu tun hatten, wurden diese auch als Waldkorporationen bezeichnet.[7]

Die Zivilgemeinden leisteten vorerst den grössten Teil des Aufbaus und der Verwaltung in der Gemeinde. Mit der Zeit waren die Zivilgemeinden aber mit ihren Aufgaben überfordert. 1878 lösten sich die Zivilgemeinden Hadlikon, Unterholz und vermutlich auch Girenbad und Unterbach (Orn) auf. Die letzten zwei Wachten Hinwil und Wernetshausen wurden 1931 durch ein neues Gemeindegesetz förmlich zur Aufgabe gezwungen, so dass die politische Gemeinde seit 1932 sämtliche politischen Kompetenzen besitzt.[8]

In der Schulgemeinde spielen die Aussenwachten weiterhin eine wichtige Rolle. In jeder Aussenwacht besteht ein Primarschulhaus. Bei der Zuteilung der Schüler zu den Aussenwacht-Schulen ist die Feststellung, in welcher Aussenwacht das Kind wohnt, ein wichtiges Kriterium.[9]

Daneben gibt es in einigen Aussenwachten einen Orts- oder Dorfverein, der das soziale Zusammenleben innerhalb der Aussenwachten fördert (siehe Weblinks).

Geschichten und Sagen

Um einzelne Aussenwachten ranken sich verschiedene Geschichten und Sagen. So könnte zum Beispiel der Name Girenbad ursprünglich von Geier stammen.[10]

Kurzfilm

  • Kurzfilm Von den Dorfgemeinden zur Politischen Gemeinde (4:18), von Markus Brühlmeier/Robert Brunner, 2015
 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hochwacht (Wikipedia)
  2. Aussenwacht (Wikipedia)
  3. K. W. Glaettli: Karte der sieben Wachten (Zivilgemeinden) von Hinwil, in: Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Hinwil 1995, S. 155.
  4. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Hinwil 1995, S. 61.
  5. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Hinwil 1995, S. 61.
  6. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Hinwil 1995, S. 64.
  7. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Hinwil 1995, S. 160–161.
  8. Brühlmeier, Markus: Hinwil. Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995. Hinwil 1995, S. 160–161.
  9. Aussenwachten, auf der Webseite der Schule Hinwil
  10. Glaettli, Karl Werner: Zürcher Sagen. Zürich 1959, S. 91–92.
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